Diese Texte trug Eberhard Grundmann beim BDSÄ-Kongress 2015 in Bremen vor in der Lesung über Bremer Stadtmusikanten“ (Moderation Helga Thomas)
Tagfreier Tag
Herr Wennemann klappt den Kalender auf
und sieht, dass in des ganzen Jahres Lauf
sich ein Gedenktag an den andern drängt,
auf manche Tage eine Vielzahl zwängt.
Just siebenhundertfünfundvierzig Tage
fand Wennemann, und das sind schliesslich sage
und schreibe reichlich zwei pro Tag im Schnitt.
Zählt man jedoch nur die globalen mit,
so findet man zweihundertfünfzehn Treffer –
für eine Jahressuppe reichlich Pfeffer.
Es finden sich dabei ein Tag des Lachens
sowie ein Tag des Musik-selber-Machens,
ein Tag des Kusses und ein Tag der Huren
wie gleichfalls der Versöhnung mit den Buren,
die Deutschen retten einmal die Kastanien,
am zweiten Mai denkt an Madrid ganz Spanien,
die Toiletten ehrt man im November,
die Anti-Korruption dann im Dezember,
dann wieder widmet man sich dem Tourismus
beziehungsweise schließlich dem Autismus.
Gesundheit allgemein sowie der Zähne
entdeckt man alsbald neben Handhygiene,
am siebten März Gesundernährung steht,
am sechsten Mai dagegen Anti-Diät.
Psoriasis und Leber, Niere, Herzen,
sowie auch Rheuma, Lepra, Krebs, Kopfschmerzen
erhalten einen eignen Tag als Bonus,
desgleichen Brailleschrift und Hypertonus.
Knapp fünfzig aller Denktermine hangen
allein an medizinischen Belangen.
Doch dann fand Wennemann noch unbenutzte
zweiundsechzig Tage, und er stutzte.
Er rief den Aberach, das Glück zu teilen.
Sie proklamierten ohne zu verweilen
den Tagefreien Welttag und fixierten
als Jahresdatum Monat März, den vierten.
(26.02.2013)
Schweinerei
Verwunderlich, verwunderlich,
wie Menschen oft beschimpfen sich
mit den Namen ihrer besten und nützlichsten
Freunde aus dem Tierreich:
Schwein, Hund, Esel, Ochs.
Weit schlüssiger würde es sein,
beschimpfte ein Schwein ein anderes Schwein –
ein ganz besonders bösartiges Schwein:
Du Mensch!
Doch davon kenn ich keinen Bericht,
denn solche bösen Schweine gibt’s nicht.
(02.11.2014)
Bremer Stadtmusikanten
Die Stadtmusikanten von Bremen,
getrieben von argen Problemen,
sie fassten den Plan und sie gingen
gen Bremen, um dorten zu singen.
Doch schon auf dem Wege nach Stunden
war ihre Misere verschwunden,
auch ohne die Stadt zu erreichen.
Was lehrt uns nun das und dergleichen?
Erlangen wir oft auch im Leben
nicht das, was wir eifrig erstreben
und lässt sich nicht alles erklimmen,
so gilt doch: die Richtung muss stimmen!
Dr. med. Eberhard Grundmann, HNO-Arzt im Ruhestand, lebt in Burglengenfeld, 2. Vizepräsident und Schriftführer des BDSÄ