Startseite » Archive für Juni 2013
Es waren einmal zwei Schwestern, die saßen unter einer Platane am See. Da kamen kräftige Jäger geritten und verliebten sich sogleich in die beiden Schönen. Den Schwestern gefielen die Waidmänner zwar, aber ihr Hochmut ließ eine solche Regung nicht zu. „Schau mal“, rief die eine der anderen zu, „die haben wohl eben erst Reitunterricht genommen. Gleich werden sie vom Pferd fallen.“ Und die andere lachte und antwortete: „Mit Pfeil und Bogen können sie gewiss auch nicht umgehen. Sie haben…
Engelchen sprach zu Engelchen: Wir fliegen in die Höh. Wenn ich nach unten seh, sehe ich die Erde rund und schön, sehe Menschen froh spazieren gehen. Sehe Kamele dort im Wüstensand, Sehe Affen hier am Dschungelrand. Sehe blaue Meere, Wälder grün: Warum müssen wir zum Himmel ziehn? Engelchen nahm vom Engelchen Das Händchen in die Hand: Die Städte dort, das böse Land Dort leben Menschen, die im frommen Mordgewand zum Himmel kommen. Erkoren waren sie zu Leben, Sie können Hass…
Es war schwarz und es war sein Sonntagskleid. Die Klinge war geschliffen und war scharf. Die Augen lagen tief und sie waren bereit Zu töten bei Befehl und Bedarf. Oh Allaf, die Wüste kennt Nur Sand, keine Rosen, kein Herz! Oh Allaf, die Seele brennt Und tötet den ehrvollen Schmerz! Sie war schön und war jung und war achtzehn Jahr. Ihr Kleid war so kurz und so bunt. Locker und wild war ihr nachtschwarzes Haar Und kirschrot der lockende…
Der Ring – eine italienische Ballade aus dem großen Krieg Befehl war kämpfen bis zum Sieg Spricht Enkel eins zu Enkel zwei. Es ging um Tod im großen Krieg. Mein Großvater war auch dabei. Dein Großvater war mit Gewehr, spricht Enkel zwei zu Enkel eins. Mein Großvater war nicht im Heer. Er kämpfte nicht, er hatte keins. Fünf Kameraden auf dem Feld, spricht Enkel eins, ein Hinterhalt, hat Großvater mir einst erzählt, Partisanentod in Kriegsgestalt. Bauern nur und…
Ein nahezu rhythmisches Stöhnen schwang in dem sauber geweißten, mit dicht an dicht gestellten Betten gefüllten Saal: drei lange Reihen quer gestellter Pritschen, von denen jeweils zwei direkt aneinander stießen und dann einen kleinen Gang freiließen. In jedem Bett lagen junge Männer, teilweise nahezu regungslos und am Verdämmern. Einige wenige versuchten sich mit Lesen oder einer leisen Unterhaltung mit dem Nachbarn Abwechslung zu verschaffen. Die Bettdecken lagen lose und achtlos hingeworfen über den Verletzten. Viele trugen neu angelegte, blutdurchtränkte Binden…
Siegmund Kraft wurde 1945 in Bremen geboren. Sein Vater fiel kurz vor Siegmunds Geburt in Russland. Die Mutter, eine Lehrerin, zog den Jungen liebevoll auf. Siegmund entdeckte früh seine Liebe zum Langlauf und lief ein Jahr vor dem Abitur den ersten Marathon. Auch dadurch lernte er, mit Disziplin schwierige Momente zu bewältigen und gegen innere Widerstände bis zum selbst gesetzten Ziel auszuhalten. Seine Mutter erzog ihn im ehrenden Gedanken an den Vater, der ihr immer wie starker Baum erschienen…
Schon als Kind litt Peter unter den gnadenlosen Hänseleien seiner Mitschüler. Bei jeder Gelegenheit verspotteten sie ihn wegen seines Übergewichts. Er versuchte, seine Vorliebe für Marzipan zu verbergen. Aber einmal, als er kurzatmig hinter dem Fußball herlief, rief ein Klassenkamerad: „Du brauchst noch ein paar Marzipankugeln, dann wirst du schneller!“ – So hatte Peter seinen Spitznamen weg. Und als dann auch noch einer der Kameraden mit ihm in die Hotelfachschule ging und Peters empfindlichsten Punkt preisgab, wurde Peter dort…
Heinrich Klarsen wurde im August 1890 auf einem kleinen Gehöft in Holstein geboren. Die Frau des Gutsbesitzers half Heinrichs Mutter Klara bei der Geburt. Klara Klarsen war ein paar Monate vorher als Magd auf den Hof gekommen, nachdem ihr Arbeitgeber in Hamburg, ein junger und wohlhabender Bankier, ihre Dienste als Hausangestellte zu sehr in Anspruch genommen hatte und Klara schwanger geworden war. Da der Schein der untadeligen Familienverhältnisse gewahrt werden musste, sorgte die Bankiersfrau für den Umzug der Schwangeren…
Hartmut Haller fährt zu seinem Postfach. Da er heute 65. Geburtstag hat, findet er sogar mehrere Briefe und Karten in dem Fach. Er schaut sie rasch durch. Da steht auf einem Brief seine Anschrift mit grüner Tinte geschrieben, kein Absender. Aber sofort erkennt er diese charakteristische Schrift! ELISABETH!
Er spürt eine Welle der Freude und gleichzeitig einen Schauer, der wie ein eiskalter Wasserguss die auflodernde Begeisterung löscht. Das Zittern in seinen Händen wird stärker. Während er mit dem Aufzug in die fünfte Etage des Seniorenheims fährt, sind seine Augen geschlossen. Bilder fliegen vorbei: Elisabeth vor 40 Jahren bei dem Hauskonzert von Professor Weise, als sie einander kennen lernten. Elisabeth, die bildhübsche Studentin, schlank mit lockenden Rundungen und eleganten Bewegungen; die schwarzen langen Haare, das bezaubernde Lächeln und die Grübchen in den Wangen! Damals war er schüchtern und unsicher. Doch dann hörte der Professor ihn Violine spielen und ermunterte ihn, sein Jurastudium aufzugeben und Musiker zu werden. Der Professor und Elisabeth entschieden über sein Leben! Haller wurde Musiker und überwand viele Selbstzweifel.
Dr. Dietrich Weller (* 1947 in Leonberg). Kinderarzt, Allgemeinarzt, Palliativmedizin. Die Beschäftigung mit klassischer Musik und Literatur sind seit meiner Schulzeit wichtige Bestandteile meines Lebens. Schriftstellerische Aktivitäten mit Prosa und Gedichten bereichern mein Leben. Nach elf Jahren in der eigenen Praxis als Haus- und Familienarzt habe ich eine große Mutter-Kind-Klinik mit aufgebaut und als Ärztlicher Geschäftsführer geleitet. Anschließend war ich zehn Jahre in der Neurologie und Neurologischen Rehabilitation tätig. Seit März 2012 bin ich im kreativen (Un-)Ruhestand. Regelmäßige Dienste in den Notfallpraxen Leonberg und Stuttgart machen mir immer noch Freude.
Seit 1997 bin ich Mitglied im Bundesverband Deutscher Schriftstellerärzte (BDSÄ), seit Mai 2012 1. Vizepräsident, seit 2013 Webmaster dieser Webseite und seit 06. Mai 2016 bis Mai 2022 Präsident des BDSÄ.
Von 2011 – 2019 war ich Herausgeber des Almanachs deutschsprachiger Schriftstellerärzte. Außerdem bin ich ein begeisterter Fotograf und Mitglied bei www.fotocommunity.de
Auf meiner Homepage: Dietrich-Weller.de, sind fast alle meine Texte und Bücher und detaillierte Informationen über den Almanach deutschsprachiger Ärzte veröffentlicht.
Einmal nur
Einmal nur durch Frühlingslüfte fliegen,
einmal nur ganz kampflos siegen,
grundlos alle Nächsten lieben,
gold´ne Worte mit den Sinnen sieben,
Sätze mit dem Herzen führen,
Frieden ohne Hader spüren.
Dr. Dietrich Weller (* 1947 in Leonberg). Kinderarzt, Allgemeinarzt, Palliativmedizin. Die Beschäftigung mit klassischer Musik und Literatur sind seit meiner Schulzeit wichtige Bestandteile meines Lebens. Schriftstellerische Aktivitäten mit Prosa und Gedichten bereichern mein Leben. Nach elf Jahren in der eigenen Praxis als Haus- und Familienarzt habe ich eine große Mutter-Kind-Klinik mit aufgebaut und als Ärztlicher Geschäftsführer geleitet. Anschließend war ich zehn Jahre in der Neurologie und Neurologischen Rehabilitation tätig. Seit März 2012 bin ich im kreativen (Un-)Ruhestand. Regelmäßige Dienste in den Notfallpraxen Leonberg und Stuttgart machen mir immer noch Freude.
Seit 1997 bin ich Mitglied im Bundesverband Deutscher Schriftstellerärzte (BDSÄ), seit Mai 2012 1. Vizepräsident, seit 2013 Webmaster dieser Webseite und seit 06. Mai 2016 bis Mai 2022 Präsident des BDSÄ.
Von 2011 – 2019 war ich Herausgeber des Almanachs deutschsprachiger Schriftstellerärzte. Außerdem bin ich ein begeisterter Fotograf und Mitglied bei www.fotocommunity.de
Auf meiner Homepage: Dietrich-Weller.de, sind fast alle meine Texte und Bücher und detaillierte Informationen über den Almanach deutschsprachiger Ärzte veröffentlicht.