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Monat: Juli 2013

Wunderworte (Barbara Kromphardt)

  Ab und zu musste sie mal Stadtluft schnuppern, mal viele Menschen erleben, sich ins Gedränge begeben, sich berühren lassen, vielleicht nur mit den Augen. Menschen wahrnehmen, ganz offen sein für die kleinen Alltagsepisoden einer Stadt. Sie konnte die Stadt gut mit der Bahn erreichen und lebte doch scheinbar weit weg von ihr in ihrer Art „Einsiedelei“. Das war der große Garten und der nahe Wald, das Zuhause ihrer Seele. Das kleine Haus nicht zu vergessen. Heute war wieder so…

Alchimist (Barbara Kromphardt)

  Es regnet leise, eine stille Pause, im Regen hat sich Gold gelöst, als er so vor sich hin gedöst, veredelt gehe ich nach Hause. Auch hier hat alles einen güldnen Hauch: die Blumen, Bücher, sogar heißer Tee und jenes Bild vom goldnen See, mein großer Spiegel funkelt auch. Eins von den Wundern meiner Welt, die reich von Gold umflossen ist, in meinen Augen wohnt ein Alchimist, der das erschafft, was ihm gefällt.   Copyright Barbara Kromphardt   Barbara KromphardtBarbara…

Schriftbilder (Siegbert Kardach)

  Über das Schriftbild der Ärzte – vornehmlich traditionelle Rezepte und Unterschriften betreffend – gehen die Meinungen auch wohlmeinender Betrachter nicht weit auseinander. Den Medizinern wird allgemein eine schlechte und vor allem unleserliche Handschrift attestiert. Das hat Ursachen in der Hatz des beruflichen Alltags, was das erwähnte Urteil allerdings auch nicht mildert. Doch es gibt rühmliche Ausnahmen. Mein verehrter klinischer Lehrer Professor August Sundermann – weit bekannter und strenger Ordinarius für Innere Medizin an Erfurts nunmehr erfolgreich beerdigter Medizinischer Akademie,…

Amboss oder Hammer sein (Siegbert Kardach)

  Auch unser tägliches Befinden ist gespalten. Einmal in unser eigenes Hoch und Leiden. Zum anderen werden wir stark beeinflusst vom Befinden anderer, die uns unmittelbar begegnen. Manchmal ist dann deren Befinden schon unser eigenes. Nicht, weil wir keinen Charakter hätten, sondern weil andere ihren nicht immer ausgeglichenen Charakter wie einen schweren Schmiedehammer auf unseren sensiblen Amboss der Empfindsamkeiten schlagen. Umgekehrt geschehen, würden diese seelischen Schlägertypen schon nach kurzer Zeit zusammenbrechen. Dann sähe wohl die kleine Welt um uns herum…

Ein merkwürdiges Volk (Siegbert Kardach)

  Der Deutsche hat zwei sehr unterschiedliche Charakterseiten, die aber eigentümlicherweise zusammengehören. Einesteils neigt er zum unkontrollierten Herrenmenschen, der Weltkriege vom Zaun bricht und menschenmordende, perfektionierte Massenvernichtungssysteme ausklügelt und zulässt. Zum anderen leidet er an einem gemischten Anbiederungs-Selbstaufgabe-Selbstverleugnungssyndrom, garniert mit erstaunlicher Klagfähigkeit und Selbstbemitleidsphasen. Trost – wenn auch keine Absolution – können wir Deutsche bei einigen bemerkenswerten Menschen unserer Geschichte finden, die sich in bestimmten, charakterfordernden Situationen politisch und privat verweigerten und Widerstand geleistet haben. Diesen verdanken wir eine angemessene…

Zum Thema Umzug (Helga Thomas)

  Ich habe etwas ausgepackt (ich bin gerade am Umziehen) ich nahm es in die Hand eine erdbraune Muschel eine von denen aus unserer Kinderzeit wenn du sie ans Ohr hältst (auch fern von jeglicher Küste) kannst du das Rauschen des Meeres hören … Später erklärten mir kluge Menschen: du hörst das Rauschen deines eigenen Blutes sein Echo noch später dachte ich (inzwischen selber klug geworden): Ist das nicht dasselbe? zwei Bilder eines einzigen Geschehens Ich hielt die Muschel wie…

Sommermorgen (Helga Thomas)

Ich habe heute Morgen meinen Hund gestreichelt er schaute mich so traurig an denn ich wollte jetzt noch nicht raus in den nassen Sommermorgen Ich habe durstig gierig fast die erste Tasse Tee getrunken und dann erfreute mich der Apfel mit Farbe Form Geruch Geschmack Ich freute mich dass ich immer noch in den Apfel beißen kann Obwohl mein Körper mit aller Schwere mich niederzog schwer und unbeweglich freute ich mich dann als langsam alle Glieder wieder beweglich wurden Noch…

Wassergedicht (Helga Thomas)

  Alle Welt berichtet schreibt und forscht übers Wasser Warum nicht ich? Alle Welt wirklich alles nicht nur Leben braucht das Wasser so wie auch ich Doch welches Wasser meinen sie welches Wasser meine ich? Das Wasser das vom Himmel fällt aus der tiefen Erde dringt? Die Welt umarmend sie durchfließt? Als Brunnen Mensch und Tiere tränkt als See dem Himmel Berg und Baum als Spiegel dient? Das in seinem Auf und Ab und Hin und Her der Seele gleicht?…

Impressionen aus Freiberg (Helga Thomas)

  Schwäne sah ich auf dem Wasser sie schwammen nicht sie tauchten nicht sie waren einfach da wie das Wasser das in sich ruhend unbemerkt stetig weiter floss Nur das Spiegelbild von Baum und Haus vibrierte sanft als wollte es mit dem Wasser weiter fließen Schwäne sah ich auf dem Wasser Sie waren einfach da Ob ich es wohl von ihnen lerne wenn ich von nun an jeden Tag mich an sie erinnere?   Copyright Dr. Helga Thomas Helga Thomas<h5>Dr.…

Asche und Diamant (Jürgen Rogge)

  „Liebe Kinder“, sprach der Feuervogel zu seinen Enkeln. „Heute erzähle ich euch die Geschichte von der Entstehung der Diamanten.“ Die Kinder betrachteten aufmerksam das goldene Federkleid der Großmutter, die Phönix gerufen wurde. Großmutter erzählte in jedem Jahr am Abend vor dem Aschermittwoch, dem Tag des Neubeginns des Jahres, an dem ausgelassen gefeiert wurde, eine Geschichte. Im letzten Jahr hatte sie von ihrem Bauch erzählt, der, so sagte sie jedenfalls, Zuverlässigkeit und Aufrichtigkeit widerspiegeln soll. Das konnten sich die Kinder…

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