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Alltags/gespräche/plaudereit mit meinem Engel (Helga Thomas)

Beitrag zum BDSÄ-Kongress in Wismar 2018

Alltags/gespräche/ plaudereien mit meinem Engel

 

Heute ist ein wunderschöner Tag, es klirrt zwar vor Kälte, aber die Luft tut gut und der Sonnenschein…! Außerdem probieren wir (meine Ärztin und ich) ein neues Medikament aus, das scheint eindeutig ein Dopingmittel zu sein! Also voller Schwung gehe ich an die Arbeit, ich weiß, ich muss aufpassen, dass ich nicht stolpere vor lauter Schwung, hinfalle und mir irgendwas breche… Dann hätte ich die so oft herbeigesehnte Zeit zum Lesen, aber nicht unbedingt, wie ich es mir wünschte! Deshalb wünsche ich mir oft lieber etwas erst gar nicht. Auch mit meinen Plänen bin ich vorsichtig, ich will meinem Engel nicht damit im Weg stehen. Also, ich nahm mehr in Angriff als vorgehabt… Vorsicht! Nachher bist du erschöpft und dann… dann schlafe ich eben… oder lese… Entgegnete ich mir trotzig.

Da passierte es schon: iMac, Internet, Online Banking – die Zeit raste mit dem gleichen Schwung, wie ich alles in Angriff genommen hatte. Ich musste irgendwie und irgendwoher fünfzehn Minuten einsparen. Schließlich rief ich meine erste Patientin an. Eine andere hatte ich zuvor angerufen, die kommt aber erst morgen, sie meinte sie drücke mir die Daumen. Die richtige erreichte ich nicht, also beeilte ich mich. Da rief sie zurück, natürlich könne sie 15 Minuten später kommen, wir können aber heute auch nur eine halbe Stunde arbeiten, eigentlich gehe es ihr ganz gut und dann sei es doch auch einfacher abzurechnen!

Ja, und nun konnte ich viel mehr erledigen als gedacht… Auf dem Weg in die Praxis traf ich zwei Bekannte, über die Begegnung freute ich mich riesig, weil ich nun nicht mehr mit ihnen telefonieren musste und vor allem, nicht mehr dauernd daran denken muss.

Und nun erlebte ich etwas sehr Lustiges: deshalb schreibe ich überhaupt davon… Meine kleine Hündin machte auf dem schmalen Rasenstreifen am Straßenrand ihren Stink. Als ich die Tüte nahm (heute, weil es so schönes Wetter ist, eine rote aus Zürich und nicht die schwarze aus Lörrach), um es aufzulesen, sagte jemand innerlich zu mir: „Nimm den Kothaufen daneben auch auf.“ Ich stutzte. „Ja, “ hieß es schon wieder „das war nicht dein Hund, aber tu es doch trotzdem.“ Ich dachte, ok, der Umwelt zuliebe… „Nein, nicht wegen der Umwelt, unseretwegen,“

???

„Deine selbstlose Tat gibt uns die Kraft, den Hundehalter zu bestrafen.“

???

„Wie er sich dann schämen wird!“

???

„Noch heute wird er in Hundescheisse treten und fluchen und dann wird er nachdenken und sich schämen!“
Ich musste – wahrscheinlich auch äusserlich – lächeln. Aber… Moment mal, das war doch nicht mein Engel, der sprach nicht so, sprach auch nicht von „wir“. Wer sprach mit mir? „Ist doch egal, wer mit dir spricht, vielleicht ein Ortsgeist, vielleicht andere Elementarwesen. Aber wir handeln nicht eigenmächtig, wir handeln im Auftrag deines Engels.“
Als ich mir vorstellte, dass ich die heutige Hundekot-Erziehungs-Geschichte erzähle, hiess es: “Schreib es auf.“ Jetzt spürte ich die Wärme, wenn mein Engel mit mir in Kontakt tritt. „Schreibe ein Buch!“

„Ein Buch?“

„Ein Kapitel in deinem Engelbuch.“

„Engelbuch?“

„Du hast es schon.“

???

„Deine Gedichte über und für mich.“

„Das ist doch kein Buch.“

„Dann mach eins draus, zusammen mit all den anderen Gedichten, die du geschrieben hast für die, die uns helfen.“

Ich ahnte, was mein Engel meinte. Ist es ein Auftrag? Ich habe auch schon einen Titel, aber den verrate ich (noch) nicht.

Copyright Dr. Helga Thomas)

Published inProsa

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