Auch unser tägliches Befinden ist gespalten. Einmal in unser eigenes Hoch und Leiden. Zum anderen werden wir stark beeinflusst vom Befinden anderer, die uns unmittelbar begegnen. Manchmal ist dann deren Befinden schon unser eigenes. Nicht, weil wir keinen Charakter hätten, sondern weil andere ihren nicht immer ausgeglichenen Charakter wie einen schweren Schmiedehammer auf unseren sensiblen Amboss der Empfindsamkeiten schlagen.
Umgekehrt geschehen, würden diese seelischen Schlägertypen schon nach kurzer Zeit zusammenbrechen.
Dann sähe wohl die kleine Welt um uns herum noch zerstörter und unharmonischer aus. Und dementsprechend auch unser tägliches Befinden.
Aus Kardach, Medizin tropfenweise
Copyright Dr. Siegbert Kardach
Dr. med. Siegbert Kardach wurde 1940 in Breslau
geboren. Schulzeit in Sömmerda, Thüringen. 1959
vorklinische Semester Humanmedizin an der Humboldt-
Universität Berlin. 1962 klinische Ausbildung
an der Medizinischen Akademie Erfurt. 1966
Facharztausbildung Innere Medizin in Erfurt. Ab
1970 ärztlicher Leiter für spezialisierte medizinische
Betreuung im Bezirk Erfurt und Internist an
der Poliklinik Süd. Von 1991 bis 2005 niedergelassener
Internist in Erfurt. Siegbert Kardach lebt in
Erfurt.
Siegbert Kardach ist Mitglied im Bundesverband der Deutschsprachigen
Schriftstellerärzte (BDSÄ) und veröffentlicht zum dritten Mal Texte in diesem
Almanach.
Veröffentlichungen in Tagespresse und Rundfunk. 1997 erschien die Aphorismensammlung
„Befunde und Diagnosen. Fehldiagnosen inbegriffen“. 2003
folgte der Aphorismenband „Befindlichkeitsstörungen“ und 2009 der Band
„Medizin tropfenweise“, der 2010 mit dem Prof. Horst-Joachim-Rheindorf-
Literaturpreis ausgezeichnet wurde.