An einem Sonntag bei Chaironeia
standen fünf Mann am Löwenhaupt
ein kurzes Wiedersehn an trächtigem Platz
ein Händedruck, ein knappes Wort
bleiern die Farben unsrer Himmel heut
in sich gekehrt das schlichte Grün
ich glaub, sentimentaler Oktober war´s
An einem Sonntag bei Chaironeia
standen wir vier am Löwenhaupt
Gefährten an geweihtem Ort
jeder dem gleichen Einfall folgend
aus klarstem Kehlengrund dem Lied
den besten Ton gewissenhaft zu setzen
fünffach auf unsrer Herzen Notenblatt
Mehr braucht es nicht als dieses Werk
uns winkt die Kindheit zu aus ferner Zeit
ja, friedfertiger Oktober war´s
Der alte Meister der Musik
nahm mich an seines Geistes Hand
hat mir mein Schwärmen beigebracht
In Holstein steht sein Elternhaus
ich hab es dort gesehen
die Blume die ich auf seiner Schwelle ließ
sollte nimmer vergehen
Ein kleiner, braver Zusatz nur?
Fürchte den Eigensinn, die Willenskraft
die ein gut versteckter Halbton birgt
Errichtet wurde auf altem Grund
in heiligen Maßen des Quartetts
das feste Heim der Harmonie
ein Mauerwerk, daß es den Zeiten trotzt
Im Dreiklang
baust du Strukturen, Freund!
Dazu den vierten von verzückender Art?
Da blutet dir der Seelengrund!
Ivo Meraskentis, Jahrgang 1972, in Athen geboren und zweisprachig aufgewachsen, Absolvent der Deutschen Schule Athen und der medizinischen Fakultät der JLU Giessen ( 3. Staatsexamen 1997 ), seit 2007 in der Chirurgischen Abteilung des Kreiskrankenhauses Schotten tätig. Erste literarische Schritte mit 15, ab 1994 Veröffentlichungen in Athener literarischen Magazinen, seit 2014 im Rahmen seiner Mitgliedschaft in der Gesellschaft Griechischer Autoren in Deutschland auch zweisprachig, zuletzt im Online Magazin Logographia