Dieser Artikel wurde in dem GeNoMagazin für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikverbunds Gesundheit Nord, Ausgabe 20, im Juni 2018 veröffentlicht. Wir danken für die Abdruckgenehmigung. Autorin des Artikels ist Melanie Walter.
Da der Artikel auf zwei DIN A4-Seiten erschien ist, die in diesem Format hier nicht lesbar sind, haben wir die Einzelteile separat abgedruckt.
Der Gefäßchirurg ist seit 1996 Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Gefäß- und Viszeralchirurgie im Klinikum Bremen-Nord. Seit Mai 2018 ist er zudem Vorsitzender der Bremer Krebsgesellschaft. Während des Studiums in Kiel hat sich der 61-Jährige in den Norden Deutschlands verliebt. Nach vielen Jahren Ruder-Pause hat er wieder mit dem Rudern angefangen.
Heiner Wenk ist aktives Mitglied in zwei Rudervereinen. Er ist verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern. In seiner Freizeit spielt er auch Gitarre.
„Beim Schreiben kann ich gut Gedanken ordnen“
Gefäßchirurg Heiner Wenk ist Mitglied des Bundesverbandes Deutscher Schriftstellerärzte (BDSÄ). Sechs Tage vor der Zeitumstellung auf Sommerzeit ist Heiner Wenk guter Dinge. Der
Frühling steht vor der Tür, Vogelgezwitscher und die wärmende Sonne lassen keine
Zweifel an der neuen Jahreszeit. Kaum zu glauben, dass der Gefäßchirurgie-Chefarzt
aus dem Klinikum Bremen-Nord dagegen ist, an der Uhr zu drehen.
„Der Frühaufdreher oder: Gegen die Zeitumstellung“ lautet der Titel eines Textes,
den der 61-Jährige veröffentlicht hat. Launig und leicht, dabei logisch gedacht,
reiht er eigene Gedanken aneinander. Es geht um die Zeit. Zeit an sich und wie
sich die Zeiten ändern. Und es geht ums Rudern und darum, dass auch das
sich verändert mit der Zeit.
Schreiben strukturiert das Denken, findet Heiner Wenk. Er gehört dem Bundesverband
Deutscher Schriftstellerärzte (BDSÄ) an. Dort finden sich auch viele weitere, sehr
unterschiedliche Texte vom Chefarzt der Gefäßchirurgie.
Der Wassersport ist seine große Leidenschaft, dicht gefolgt von der Gefäßchirurgie.
Wenn er nicht mit den Vereinskollegen von Bremen 1882 auf der Weser rudert, lebt
Heiner Wenk seine sportliche Passion am liebsten auf der Hamme aus, die er als
schönsten Fluss der Welt bezeichnet.
„Unglaublich toll ist die Regatta Anfang März durch Amsterdam. Es ist kalt. Es ist eine
lange Tour. Und jedes Mal frage ich mich in meinem Achter ‚Warum mache ich das?‘
Aber die Stadt ist so schön und das in dieser Jahreszeit.“ Auch bei der drittgrößten
Regatta der Welt auf der Außenalster ruderte er im Vierer mit.
Prof. Wenk ist dagegen, dass zweimal im Jahr die Uhr verstellt wird. „Man kann
die Zeit umstellen“, schreibt er. Aber muss man das, nur weil der Mensch es kann?
„Ein Wahnsinn. Eine Riesenspökenkiekerei.“ heißt es in „Der Frühaufdreher“.
Der Autor möchte die Winterzeit abschaffen.
„Beim Schreiben kann ich gut Gedanken ordnen“, antwortet Prof. Wenk auf die Frage,
warum er schreibt. Er tut das schon sehr lange. Gerne frühmorgens, mit dem Blick auf
die Wiesen vor’m Fenster, die Vögel im Ohr. Es gibt Bücher von Heiner Wenk, „die werden
auch gelesen“. „Jette in Weimar“ heißt eines, darin geht es um den Familienhund,
der sich im Urlaub in Thüringen sehr wohl fühlt.
Während er davon erzählt, klingelt das Handy des Chefarztes. „Hast du ’ne
Mannschaft zusammen?“, wird der Anrufer gefragt. Wenige Worte werden
gewechselt und alles ist klar. Demnächst läuft der Gefäßchirurg beim Organspende-
Lauf in Berlin mit. Strahlend freut er sich darüber, auch seine dritte Leidenschaft –
das Laufen – mit der Gefäßchirurgie verbinden zu können. „Das mache ich nur,
weil ich da sowieso auf einem Kongress bin.“
www.bdsae.org
Jahrgang 1957, geboren in Braunschweig. Nach der Schulzeit habe ich in Kiel Medizin studiert und mich in Norddeutschland, insbesondere in Schleswig-Holstein, richtig verliebt. Norddeutschland bin ich treu geblieben – meine Facharztausbildungen habe ich in Lübeck absolviert, dann bin ich als Chef einer Chirurgischen Klinik nach Bremen gegangen. Seit über 15 Jahren lebe ich mit meiner Familie im kleinsten Bundesland. Wissenschaftlich habe ich über Lymphome gearbeitet und damit 1983 promoviert. Habilitiert habe ich mich 1991 in Lübeck über die Zertrümmerung von Gallensteinen. Seit 1996 Professor für Chirurgie. Ich arbeite hauptsächlich auf dem Gebiet der Gefäßmedizin und leite seit 2003 ein Gefäßzentrum an dem Klinikum Bremen-Nord
Neben wissenschaftlichen Publikationen schreibe ich kulturkritische Essays, Satire, Prosa, Geschichten über Norddeutschland, insbeson-dere über unsere nördlichste friesische Insel. Mehrmals habe ich mit Bremer Ärzten in der hiesigen Stadtbibliothek vorgetragen, schließlich ist die Medizin eines der Lieblingsmotive in der Literatur.
Warum ich schreibe? Am Grab von Kurt Tucholsky in Schweden steht eine Inschrift aus dem „Sudelbuch“, gestiftet vom Deutschen Bot-schafter in Schweden anlässlich des 75. Todestages des Publizisten und Satirikers: „Eine Treppe: Sprechen, Schreiben, Schweigen“.
Auch ich glaube an eine Hierarchie der Strukturiertheit des Denkens. Die unstrukturierteste Art des Denkens ist das Träumen. Hierbei geht alles durcheinander: Erlebtes, Erwünschtes, Geschehenes, Befürchtetes. Das Denken im Wachzustand ist demgegenüber realitätsbezogen, dennoch sprunghaft, situativ, reaktiv und den Eindrücken der Sinnesorgane folgend. Eine Hierarchiestufe höher steht das Sprechen. Sprechen erfordert eine Ordnung der Gedanken und eine Unterscheidung in Wichtiges und Unwichtiges. Gesprochenes kann aber nicht rückgängig gemacht werden. Gesagt ist gesagt.
Schreiben dagegen ermöglicht die Ordnung von Gedanken in weit hö-herem Maße: Sätze können umgestellt, verschachtelt, getrennt oder verbunden werden. Schwierige Gedanken können durch Bilder illus-triert werden, wichtige durch Fußnoten untermauert. Schreiben ist eine Investition.