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Der Dom (Benita Martin)

Auf dem Feldweg ritt er zügig
durch die weite grüne Flur.
Hörte immer laut und stetig
Das Gehämmer Fuhr um Fuhr.

So im Takte dieser Töne
ward geboren die Vision
Sachsens Kirchen, groß und Schöne:
Unschuld: Weiß-blau, Silberton.

Hundert Männer waren nötig,
Zogen viel Gewerke an.
Mauermeister, Maler, Bläser
Schmied und Steinmetz, Zimmermann.

In dem Kopfe lauter Zahlen
kreisen um und rundherum.
Pfarrers Auftrag: Kirch zu planen.
Niedrig Lohn:
Nun sei es drum!

Brötchen bäckt die liebe Anna.
Milch gibt unsre gute Kuh.
Das muss reichen,
denn das Felde
gibt die Rüben noch dazu.

Und so ritt er windeseilig
zu der Baustell andernorts.
um zu sehen
nach dem Rechten,
Und zu halten denn sein Wort.

Ganz zuerst ward die Ruine
abgetragen voll und dann
hölzern Stangen zeigten Grundriss,
eh der Aushub rasch begann.

Dicke Mauern müssen stützen
Stelen, Säulen, Bögen gar.
Platz im Raum für Tausend Menschen.
Stellen Ort für’s Hauptschiff dar.

Siehe da, nun legt der Pfarrer
ersten Stein mit eigner Hand
in das schmale Kiesbett nieder.
Mörtelmischer sieben Sand.

Mauermeister kontrollieren
eifrig waagerecht den Stein.
Jeder Fehler in der Mauer
und die Kirch, sie stürze ein.

Dann erfolgt das Zieh’n der Säulen,
gradewegs und in die Höh.
Straff dazwischen stehn die Wände.
Maßwerk hilft durch Seilwind Dreh.

Strebepfeiler sind vonnöten!
Druck zu mindern vehement
vom Gewölbe auf die Pfeiler.
Schubkraft ab zum Fundament!

Zimmerer erbaun Gerüste.
Um den Mörtel hochzuziehn.
Binden Stein an Winde feste.
Maurer auf Flecht-Weiden stehn.

Leitern sind hier nicht vonnöten.
Löhner steigen, wer sich’s traut.
Wendeltreppen machen’s möglich.
In die Wände eingebaut.

Jetzt errichtet Strebebogen!
Lehrgerüste müssen her!
Die entstehen auf dem Boden,
bis der Lehm getrocknet wär.

Stein um Stein darauf geschichtet
wächst die Kirche in die Höh.
Winter naht und Steinmetz‘ Arbeit
zugedeckt mit Mist und Stroh.

Dass der Frost nicht nagt im Mörtel
spaltet schwere Arbeit denn.
Währenddess die Stucks entstehen
in den vielen
Bauhütten.

Naht der Frühling, geht es weiter:
Dreiecksrahmen aufgepfropft.
Erst am Boden.
Später oben.
Zapfen, Zungen eingeklopft.

Flaschenzüge hieven munter
schwere Balken nun zuerst.
Dreiecksrahmen draufgerichtet
zeigen jetzt des Daches First.

Gießer stellen fleißig Platten
aus gegossen Blei zuhauf.
Ebenfalls die Abflussrohre
und die Nägel obendrauf.

Rinnen, Wasserablauf, Pfeiler,
Ausgussstein als Fabel gar?
Spart des Steinmetz‘
Wasserspeier!
Aus dem Rohr der Regenstrahl!

Tischler hat das Holz behandelt
Dauer-Schutz: mit schwarzem Pech.
Bleies Platten fest genagelt.
Kanten hoch zum Schutz vor Näss‘.

Jetzt, so schreitet man zum Ende.
Das Gewölbe wird erbaut.
Dafür setzt man Rad und Winde.
Holzgerüst ist fest vertaut.

Brett um Brett verbindet Querwand.
Lehrgerüst ist konzipiert.
Dient als Stütze der Gerippe.
Steine werden drauf drapiert.

Und als Letztes
kommt der Schlussstein.
Kreuz hält Bogen und Gestalt.
Eingesetzt in Ripp‘ und Scheitel:
höchster Punkt!
Zusammenhalt!

Latten zwischen Lehrgerüsten
formen es zum Ganzen dann.
Steine schichten leicht und lässig
Maurer und der Zimmermann.

Mörtel drauf, um zu verhindern
Risse in der Mauers-Pracht.
Gips darunter um zu täuschen
Regelmässigkeit der Fracht.

Währenddessen werden Scheiben.
Für die Fenster ausgewählt.
Mundgefertigt zeigen Bläschen
Luft des Mann’s, der hergestellt.

Glasebläser hatten vorher
farbenprächtig Sand und Holz
mit Metall zu Fluss geschmolzen.
Luft geblasen in die Walz.

Flachgepresste halbe Röhren;
mit Metall in Form gebracht.
Glasesstücke zugeschnitten.
Blei verbindet diese Pracht.

Steinverschieden farb’ge Platten
ebenerdig eingebaut
bilden nun den würd’gen Boden.
Gläubigen der Weg vertraut.

Glocken werden dick gegossen.
Ton und Gips sind das Modell.
Wachs ummantelt,
dann zerflossen.
Hohlraum füllt die Bronze schnell.

Fensterrosen, Tür, Portale
stellen dann den Abschluss dar.
Tischler, Schnitzer, Künstler, Maler:
Christuskreuz und den
Altar.

Weiß-Blau-Silbern jetzt erstrahlet.
Sachsens Kirch durch’s Silbererz.
Mensch hier andächtig verweilet.
Huldigt Gottes Haus mit Herz.

Nun so reitet unser Meister
ohne jemals auszuruhn.
Zu überwachen seine Geister
Bauarbeiter deren Tun.

Klettert hoch in das Gewölbe
riesig, hell und himmelsgleich.
Kontrolliert des Schlussteins Halte.
Stürzt hinab ins Totenreich.

In Anlehnung an die Biografie von Christian Friedrich Uhlig, Kirchenbaumeister zu Altenhain, welcher direkt in einer Baubesprechung verstarb.
Gelesen von Olaf Baden zur ADA Vernissage „Erzgang“ Schloss Rauenstein 2023

Published inGedichte

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