Der Mensch und der Stein
(1965)
Von Jaleh Esfahani (1921-2007)
Übersetzung aus dem Persischen von Amir Mortasawi und Andreas Schmidt
Die unendliche Einsamkeit ist das Schicksal des Steins.
Es ist das Schicksal des Steins, blind und stumm zu sein,
nie aus Trauer zu weinen,
nie zu lachen,
schmerzlos, hoffnungslos und wunschlos zu sein.
Manchmal bekommt er als Fels
Tag und Nacht Ohrfeigen von einem fernen Meer.
Manchmal liegt er auf einem Grab und sagt ohne Stimme,
wie der Mensch heißt, der nie wieder zurückkehren wird.
Aber wenn er zur Statue ewig lebender Personen wird,
streuen die Menschen Blumen auf sein Haupt.
Glücklich ist der Stein, der zum Menschen wird.
Schade, wenn ein unglücklicher Mensch versteinert.
֎֎֎
Dr. med. Amir Mortasawi
1962 in Bam/Iran geboren wuchs ich in Teheran auf und besuchte dort eine iranische Grundschule. Nach Bestehen einer Aufnahmeprüfung gehörte ich zu den ersten iranischen Schülern, denen ab dem 5. Schuljahr an der Deutschen Schule Teheran im Rahmen eines Sonderprogramms Deutsch beigebracht wurde. Anfang 1979 reiste ich aus dem Iran aus. Nach Studium der Humanmedizin in Göttingen und Frankfurt absolvierte ich die Facharztausbildung in der Herzchirurgie. Seit Januar 2016 bin ich im Bereich der Psychosomatik tätig.
2009 veröffentlichte ich meine ersten Gedichte unter dem Pseudonym „Afsane Bahar“, das ich später als Künstlernamen beibehielt.
Im Dezember 2020 erschien mein Buch „Bilder einer Reise. Lyrik“ beim Verlag Seemann Publishing.