Die Hand der Liebe
(1975)
Von Jaleh Esfahani (1921-2007)
Übersetzung aus dem Persischen von Amir Mortasawi und Andreas Schmidt
Wenn der Vogel nicht singt,
das Wasser nicht tanzt,
das Grüne nicht wächst,
was wird die Erde machen?
Wie eintönig und armselig wird das Dasein sein,
wenn die Liebe nicht lacht,
die Hoffnung nicht leuchtet,
wenn die Freude fehlt
und gelegentlich der Schmerz.
Ich mache demjenigen Vorwürfe,
der Trübsal bläst
und wie der Winterschnee
die Umgebung in die Kälte treibt
überall, wo er sich hinsetzt.
Wie glanzvoll ist es,
die Hand der Liebe zu küssen.
Aber wie schmachvoll ist es,
wenn ein Mensch die Hand der Macht küsst.
Die Sonne und die Erde sind ineinander verliebt.
Wenn deine und meine Hände,
die wie grüne Zweige sind,
sich warm vereinigen,
werden sie tausende roter Blumen hervorbringen
und tausende gelber Früchte.
֎֎֎
Dr. med. Amir Mortasawi
1962 in Bam/Iran geboren wuchs ich in Teheran auf und besuchte dort eine iranische Grundschule. Nach Bestehen einer Aufnahmeprüfung gehörte ich zu den ersten iranischen Schülern, denen ab dem 5. Schuljahr an der Deutschen Schule Teheran im Rahmen eines Sonderprogramms Deutsch beigebracht wurde. Anfang 1979 reiste ich aus dem Iran aus. Nach Studium der Humanmedizin in Göttingen und Frankfurt absolvierte ich die Facharztausbildung in der Herzchirurgie. Seit Januar 2016 bin ich im Bereich der Psychosomatik tätig.
2009 veröffentlichte ich meine ersten Gedichte unter dem Pseudonym „Afsane Bahar“, das ich später als Künstlernamen beibehielt.
Im Dezember 2020 erschien mein Buch „Bilder einer Reise. Lyrik“ beim Verlag Seemann Publishing.