Echo
Ein Gedicht von Mohammad Reza Shafi’i Kadkani
Übersetzung aus dem Persischen von Afsane Bahar
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Wir sind am Ende angelangt
und haben noch nicht angefangen.
Die Federn sind ausgefallen,
und wir sind nicht geflogen.
Verzeih,
du Helligkeit der Liebe,
verzeih uns.
Verzeih,
wenn wir den Morgen
nicht zum Besuch der Gasse einluden.
Verzeih,
wenn unsere Kleider
kein Zeichen des Ganges der Morgendämmerung aufweisen.
Verzeih uns,
wenn es auf der Wipfel der Tanne
von der Morgenröte nichts zu berichten gibt.
Eine Brise
hat die morgendliche Pflanze,
mit einer Seilschlinge gefangen
und zieht sie zur Steppe ihres Erwachens.
Und wir sind dieser Brise nicht ebenbürtig,
verfangen hinter der Wand der Angst.
Verzeih,
du Helligkeit der Liebe,
verzeih uns!
Wir sind am Ende angelangt,
aber
haben nicht angefangen.
Die Federn sind ausgefallen,
und wir sind nicht geflogen.
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Dr. med. Amir Mortasawi
1962 in Bam/Iran geboren wuchs ich in Teheran auf und besuchte dort eine iranische Grundschule. Nach Bestehen einer Aufnahmeprüfung gehörte ich zu den ersten iranischen Schülern, denen ab dem 5. Schuljahr an der Deutschen Schule Teheran im Rahmen eines Sonderprogramms Deutsch beigebracht wurde. Anfang 1979 reiste ich aus dem Iran aus. Nach Studium der Humanmedizin in Göttingen und Frankfurt absolvierte ich die Facharztausbildung in der Herzchirurgie. Seit Januar 2016 bin ich im Bereich der Psychosomatik tätig.
2009 veröffentlichte ich meine ersten Gedichte unter dem Pseudonym „Afsane Bahar“, das ich später als Künstlernamen beibehielt.
Im Dezember 2020 erschien mein Buch „Bilder einer Reise. Lyrik“ beim Verlag Seemann Publishing.