Nach dem Originaltext folgt die deutsche Übersetzung von Dietrich Weller
Gratitude
XU WEI ( 1521-1593)
Once upon a time, in the small village of Zhèng in the province of Szechwan there lived a peasant called NONG.
In this huge territory grew bamboo forests. A bamboo plant is not
just a simple plant; it plays a major role in the life of the people of Szechwan. They live in bamboo houses, they are clothed in gowns made from bamboo, and for food, besides rice, they eat tender bamboo shoots. Bamboo grows very fast and needs no care whatsoever. When the villagers chop the bamboo down, it grows back again, but quicker than any other plant. Even the strong winds cannot destroy it. Tempests may bring any big tree down, but the bamboos only bend and bow. When the wind passes the bamboos just return upright once again.
The following description is written by NONG’s grandson who is the sole person in the whole village able to write simple Chinese characters.
“All villagers are grateful to the bamboo plants. However; my grandfather
NONG is exceptional. He listens to the whispers of the rustling bamboo leaves, and talks to them. Through the passage of time, my grandfather decided to do something special for the bamboo plants. His thoughts were “What would make the bamboo plants happy?”
For the answer to this thorny question, he decided to consult an old master, who leads a secluded life on mountain TIEN. After twenty eight days of vigorous walking, my grandfather arrived at the hut of the old master, He accepted a cup of tea which the master offered him on his arrival, and asked him
“Master Xi, the bamboos overwhelm us with all their gifts The bamboo just gives and gives just like a mother who gives everything to her children, knowing that her children are not in position to give her anything in return, except their love and smiles.
How could I, a humble peasant, express my gratitude and donate something to the bamboo apart my smile?
Master replied: “The quality of life begins with bamboo and ends with bamboo. The Study of the meaning in life begins with familiarity and ends with mastery. A meaningful life is defined in relationship with bamboo. Bamboo is like a human being, standing poised between heaven and earth. However, it grows fast, high, towards the light and heaven. The growing bamboo looks towards the light and deduces its desire to unify with heaven.
It should fly, and describe to all other plants what heaven is.
没有比鸟飞得更远的动物(No other creature can fly as far as birds).
To make a bamboo happy, let it fly high in the sky. To do this, then create flat kites of bamboo and paper. Construct these kites in the form of a bird and fit them with whistles to make musical sounds while flying. Then fly these kites high over the bamboo forests.“
My grandfather returned home, and after many trials, he created a kite of bamboo and paper, apt to fly. Afterwards, he invited all the villagers to make identical kites. Countless bamboo kites, helped by a strong breeze, flew in the sky over the bamboo forests .Their tails equipped with whistles made sounds of bird’s songs, and the kites greeted heaven from all the bamboo forests.
Before the astonished eyes of the crowd of kite constructors, the bamboos of the forests bowed, as a sign of gratitude, towards my grandfather, who adored the bamboos.
Dr. med. André Simon ©Copyright
Dankbarkeit
übersetzt von Dietrich Weller
Vor langer Zeit lebte in dem kleinen Dorf Zheng in der Provinz Szechwan ein Bauer namens Nong.
In diesem weiten Gebiet wuchsen Bambuswälder. Bambus ist nicht nur einfach eine Pflanze; er spielt im Leben der Menschen in Szechuan eine Hauptrolle. Sie leben in Bambushäusern, sie sind mit Umhängen aus Bambus bekleidet, und als Nahrung essen sie neben Reis zarte Bambussprossen. Bambus wächst sehr schnell und erfordert überhaupt keine Pflege. Wenn die Dorfbewohner den Bambus kurz schneiden, wächst er wieder nach und zwar schneller als jede andere Pflanze. Sogar die starken Winde können ihn nicht zerstören. Stürme können jeden großen Baum umwehen, aber die Bambusstängel biegen und beugen sich nur. Wenn der Wind vorbei ist, richten sich die Stängel einfach wieder senkrecht auf.
Die folgende Beschreibung wurde von Nongs Enkel verfasst, der die einzige Person im ganzen Dorf ist, die einfache chinesischer Schriftzeichen schreiben kann.
„Alle Dorfbewohner sind den Bambuspflanzen dankbar. Mein Großvater Nong jedoch ist außergewöhnlich. Er hört dem Flüstern der raschelnden Bambusblätter zu und redet mit ihnen. Im Laufe der Zeit entschloss sich mein Großvater, für die Bambuspflanzen etwas Besonderes zu tun. Er überlegte sich: `Was würde die Bambuspflanzen glücklich machen?`
Um diese knifflige Frage zu beantworten, beschloss er, einen alten Meister zu befragen, der ein abgeschiedenes Leben auf dem Berg Tien führt. Nach achtundzwanzig Tagen Gewaltmarsch kam mein Großvater an der Hütte des alten Meisters an. Er nahm eine Tasse Tee an, die der Meister ihm bei seiner Ankunft anbot, und fragte ihn:
`Meister Xi, der Bambus überwältigt uns mit all seinen Gaben. Der Bambus schenkt und schenkt genau wie eine Mutter ihren Kindern alles gibt in dem Wissen, dass ihre Kinder nicht in der Lage sind, ihr irgendetwas zurückzugeben außer ihrer Liebe und ihrem Lächeln. Wie könnte ich, ein demütiger Bauer, meine Dankbarkeit ausdrücken und dem Bambus etwas schenken außer meinem Lächeln?`
Der Meister antwortete: `Die Lebensqualität beginnt und endet mit dem Bambus. Das Erfahren des Sinns im Leben beginnt mit Vertrautheit und endet mit Meisterschaft. Ein sinnvolles Leben wird bestimmt durch die Beziehung zum Bambus. Der Bambus ist wie ein menschliches Wesen, das selbstbewusst zwischen Himmel und Erde steht. Aber er wächst schnell hoch zum Licht und Himmel. Der wachsende Bambus schaut zum Licht und bezieht von dort sein Streben, sich mit dem Himmel zu vereinen.
Er sollte fliegen und allen anderen Pflanzen beschreiben, was Himmel bedeutet.
没有比鸟飞得更远的动物
(Kein anderes Lebewesen kann so weit fliegen wie Vögel.)
Um einen Bambus glücklich zu machen, lass ihn hoch in den Himmel fliegen. Um das zu erreichen, entwickle flache Drachen aus Bambus und Papier. Konstruiere diese Drachen in Vogelform und statte sie mit Pfeifen aus, damit sie im Flug musikalische Geräusche machen. Dann lass diese Drachen hoch über den Bambuswäldern fliegen.`
Mein Großvater kehrte nach Hause zurück und schuf nach vielen Versuchen einen Drachen aus Bambus und Papier, der fähig war zu fliegen. Danach lud er alle Dorfbewohner ein, identische Drachen zu bauen. Zahllose Bambusdrachen flogen mit Hilfe einer starken Brise über die Bambuswälder. Ihre Schwänze, die mit Pfeifen ausgestattet waren, machten Geräusche wie Vogellieder, und die Drachen grüßten den Himmel von allen Bambuswäldern.
Vor den erstaunten Augen der Drachenbauer verbeugten sich die Bambusstängel der Wälder als Zeichen der Dankbarkeit vor meinem Großvater, der die Bambuspflanzten anbetete.“
Ich wurde 1945 in eine Ärztefamilie geboren. Staatsexamen und Promotion in Bern. Seit 1984 führe ich eine allgemeinärztliche Praxis in Zürich, und seit einigen Jahren gönne ich mir mehr Freizeit und schreibe die Geschichten, die in der Schweizerischen ÄrzteZeitung veröffentlicht worden. Seit Jahrzehnten befasse ich mich mit der chinesischen Kultur und Philosophie. China in meiner Phantasie ist nur ein Rahmen, den ich benütze, um meine „Chinoiserien“ darzustellen. Da ich die Schulen in England besucht habe und das Englische im Zeitalter der Globalisierung und Internets als Universalsprache erachte, schreibe ich in Englisch. Als Schweizer und Mitglied der ASEM (Vereinigung der Schweizer Schriftstellerärzte) und seit Anfang 2019 auch als Mitglied des BDSÄ tauche ich ein in die deutsche Homepage im Zeichen der freundschaftlichen Beziehung der ASEM und des BDSÄ und desto mehr der UMEM (in der englischer Sprache, die letztlich zur Beachtung in dem Weltverband der schriftstellernden Ärzte kommt)