Mars Mission Wisdom
KKs Augen, mittlerweile quadratisiert, schauen angestrengt durchs Objektiv. »Hey, ich dachte auf dem Mars würde Rauchverbot gelten!«
GG hält Beine gekreuzt mit Füßen auf dem Tisch kurze Verschnaufspause ein. »Soll das heißen, die Zigarettenfabriken haben ihren Firmensitz auf den Mars verlegt?«
KK justiert diverse Rädchen und stellt erneut mit größter Sicherheit fest, was sein kann, aber nicht sein darf: »Es qualmt.«
»Wie soll denn dort etwas brennen, wenn weit und breit keine Luft da oben ist?«, beschwert sich GG gelangweilt, und die Krümel fallen in den längst erkalteten Automatenkaffee.
KK kneift die Augen zusammen. »Ich habe nicht behauptet, es würde brennen. Es qualmt!«
»Die Köpfe der Astronauten, die sich den Kopf zermatern, wie sie einen Weg nach Hause zurückfinden?«, macht sich GG lustig.
»Der Qualm steigt bis in eine geschätzte Höhe von 150 Kilometern empor und erweckt den Eindruck einer schmalen Rauchsäule eines Indianerfeuers.«
»Das dürfte mehr als ein kleines Pfadfinderabenteuer sein!«, quittiert GG.
» … die aktuelle Kartographie vom Mars«, überlegt KK laut.
GG lacht. »Die grünen Marsmännchen feiern Grillparty?«
»Ich hab’s geahnt!«, pfeifft KK triumphierend.
»Was?«, grinst GG. »Dass sie nur Paprika grillen, weil grüne Männchen Vegetarier sind?«
KK bleibt ernst. »26 Kilometer hoch und 8 Kilometer tief.«
Das Grienen weicht einem erstaunten Ausdruck. »Sag das nochmal!«
»Der mutmaßlich größte Vulkan im Sonnensystem macht Ärger.«
GG greift zum Communicator. »Mars Mission Control, GG hier. Schalten sie zum aLigo. Bringen Sie in Erfahrung, ob Olympus Mons in den nächsten Tagen ausbricht.«
Die Kollegen hören ungläubig zu, bleiben wie gewohnt ruhig und kalkulieren bereits jetzt jegliche Auswirkung auf die milliardenschwere Mission. Die hundert bedeutendsten Gehirne arbeiten.
Das aLigo, auch als Advanced Laser Interferometer Gravitational-Wave Observatory bekannt, hat 2015 erstmals die Fusion zweier Schwarzer Löcher nachgewiesen und damit den Jahrhundertnachweis erbracht, dass sich Gravitationswellen im Weltall, wie von Albert Einstein vorhergesagt, mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. GGs Auftrag wird in Sekundenschnelle bestätigt und bearbeitet.
»Und?«, fragt sich KK. »Verliert die Mars-Mission Wisdom ihre Landeerlaubnis?«
GG schluckt den letzten Bissen runter. »Sie werden ein paar Tage lang hübsche Fotos schießen und dann mit der langweiligen Nordhalbkugel vorlieb nehmen.«
»Das heißt so viel wie, die Jungs kehren wieder zurück, ohne das Marsgestein betreten zu haben«, übersetzt KK.
»Abwarten«, meint GG. »Der Copilot ist Vulkanologe. BB hat den seismologischen Code des kalifornischen Problems geknackt.«
KK zückt die rechte Augenbraue. »Den Ausbruch wird er trotzdem nicht verhindern können.«
Mittlerweile sind die Häuserpreise in L.A. sprichwörtlich ins Bodenlose gesunken. Hollywood wurde nach Absicherung der Küste am Golf von Mexico nach New Orleans verlegt.
»Die Explosion des Lebens. Allein der pyroklastische Strom muss apokalyptische Ausmaße haben«, freut sich GG. »Sie haben Glück, dass wir den Ausbruch vor der geplanten Landung entdeckt haben.«
»Wir?«, lenkt KK ein. »Ich hab es entdeckt!«
»Und ich bin dein Chef. Schon vergessen? Wir beide gehen in die Geschichte ein.«
Mission Wisdom wird ihrem Namen Rechnung tragen: systematisches Denken, Urteilen und Handeln. Ach, vergessen Sie es …
Dr. med. Cordula Sachse-Seeboth, geb. 1977 in Mühlhausen in Thüringen, 1996 Abitur am Eichsfeld-Gymnasium in Duderstadt, Medizinstudium an den Universitäten in Magdeburg und Greifswald, 2004 Promotion, zwei Söhne. Ärztliche Tätigkeiten in den Fachgebieten Transfusionsmedizin, Mikrobiologie, Anatomie, Klinische Pharmakologie und Mitwirkung in mehreren klinischen Studien. Seit 2014 bin ich in der Inneren Medizin tätig, Zurzeit arbeite ich in einer Allgemeinarzt-Praxis.
Bereits in meiner Jugend habe ich Gedichte und Kurzgeschichten verfasst. Sowohl das kreative Schreiben als auch das Musizieren und Komponieren am Klavier sind für mich wesentliche Elemente im Leben. Sie haben befreiende, heilende und erholsame Wirkung. Außerdem beschäftige ich mich gern mit Enkaustik (https://rapidot.de/kunstgalerie/nggallery/thumbnails)
„Rapidot“ ist mein Debütroman. Ursprünglich plante ich eine Übersichtsarbeit über Betrug in Klinischen Studien. Ich entschied mich, den Weg der Belletristik einzuschlagen. Auf diese Weise erreicht meine Botschaft ein größeres Publikum. Literatur besitzt das Potential, die Medizinlandschaft ehrlicher und humaner zu gestalten. „Rapidot“ ist ein Anfang.
Falls ich Ihr Interesse geweckt habe, besuchen Sie meine Webseite www.rapidot.de, oder schreiben Sie mir eine E-Mail an rapidot@rapidot.de.