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(vorgetragen bei der öffentlichen Lesung „Mein bester Text“ am Jahreskongress 2013 in Münster) Siegmund Kraft wurde 1945 in Bremen geboren. Sein Vater fiel kurz vor Siegmunds Geburt in einem der letzten Gefechte in Russland. Die Mutter zog den Jungen liebevoll auf und verdiente als Lehrerin den Lebensunterhalt. Siegmund entdeckte früh seine Liebe zum Langlauf und lief ein Jahr vor dem Abitur den ersten Marathon. Auch dadurch lernte er, mit Disziplin schwierige Momente zu bewältigen und gegen innere Widerstände bis zum…
Ab und zu musste sie mal Stadtluft schnuppern, mal viele Menschen erleben, sich ins Gedränge begeben, sich berühren lassen, vielleicht nur mit den Augen. Menschen wahrnehmen, ganz offen sein für die kleinen Alltagsepisoden einer Stadt. Sie konnte die Stadt gut mit der Bahn erreichen und lebte doch scheinbar weit weg von ihr in ihrer Art „Einsiedelei“. Das war der große Garten und der nahe Wald, das Zuhause ihrer Seele. Das kleine Haus nicht zu vergessen. Heute war wieder so…
Auch unser tägliches Befinden ist gespalten. Einmal in unser eigenes Hoch und Leiden. Zum anderen werden wir stark beeinflusst vom Befinden anderer, die uns unmittelbar begegnen. Manchmal ist dann deren Befinden schon unser eigenes. Nicht, weil wir keinen Charakter hätten, sondern weil andere ihren nicht immer ausgeglichenen Charakter wie einen schweren Schmiedehammer auf unseren sensiblen Amboss der Empfindsamkeiten schlagen. Umgekehrt geschehen, würden diese seelischen Schlägertypen schon nach kurzer Zeit zusammenbrechen. Dann sähe wohl die kleine Welt um uns herum…
Ich habe etwas ausgepackt (ich bin gerade am Umziehen) ich nahm es in die Hand eine erdbraune Muschel eine von denen aus unserer Kinderzeit wenn du sie ans Ohr hältst (auch fern von jeglicher Küste) kannst du das Rauschen des Meeres hören … Später erklärten mir kluge Menschen: du hörst das Rauschen deines eigenen Blutes sein Echo noch später dachte ich (inzwischen selber klug geworden): Ist das nicht dasselbe? zwei Bilder eines einzigen Geschehens Ich hielt die Muschel wie…
Keltenschlange – Aus kalter Erde keimt dein Leben, Erst Drache, Dann himmelwärts, beflügelt. Zu nah der Sonne, Tödlich verbrannt, Kehrst du zur Erde zurück Und wirst auf`s Neue – Wiedergeboren. Aus: „Hell und Dunkel“, Privatdruck, Bremen 2012 Copyright Dr. Wilfried Dinter Wilfried DinterWilfried Dinter, Dr. med. Geboren zur Jahrhundertmitte in Kiel. Vorfahren mütterlicherseits aus dem nordöstlichen, väterlicherseits aus dem südöstlichen deutschen Sprachraum. Aufgewachsen in Karlsruhe. Studium generale (Literaturwissenschaft, Geschichte , Kunstgeschichte) und der Medizin in Düsseldorf, Heidelberg, Kiel und…
Ein Blick von dir, oh, meine Mutter, sagt, dass du erwünscht mich hast, du bist voll Glück. Ob mein Gesicht gefällt – hab´s nicht erfragt, genieß ich doch Vertrauen durch den Blick. Wenn du mich anblickst, weiß ich deine Libe´; und ich gedeih und wachse mit Vertrau´n. Bis ich gereift, sag ich stets gibt, ach gib! Wenn du mich anblickst, mag ich dich nur schau´n. Wo wär ich nur, wenn töten könnt´ dein Blick? Was habe ich getan, dass du voll Zorn;…
Ach, Augenblick, wie nah bist du, schaffst Glück und Unglück ganz geschwind. Verschwindest heimlich dann im Nu und wehst umher, wie sonst der Wind. im Augenblick schürst du die Glut, voll Freude schneller schlägt das Herz, ein Augenblick bringt Sturmesflut, die Seel´erstarrt im Eisesschmerz. Copyright Dr. Renate Myketiuk Renate MyketiukDr. med. Renate Myketiuk, Lemberg (Lwow, Lviv – heute Ukraine) ist meine Geburtsstadt.- Kriegsbedingt lebte ich ein paar Jahre in einem fränkischen Dorf; es war herrlich dort, und ich…
Ich bin die schöne Frau Gelassenheit, bin fröhlich, schätze stets die Heiterkeit. Wenn eine Last dich quält, und du wirst krank, feg nicht umher, sie holt dich wieder ein; setz dich ganz still auf eine kleine Bank, leg ab die Packen, leer ein Gläschen Wein. Denk nach, ob sie für dich bestimmt nur sind, ob nicht ein andrer Arbeit sucht geschwind? Wenn jemand widerspricht, wird’s dir zur Last; bist tief verletzt, weinst still in dich hinein? Halt ein, jag…
Ich bin die Trauer, fühle mich sehr krank, denn jede Hoffnung, Lebensmut mir sank. Der Glaube fror, verlassen hat er mich; Einst war er stark und reich, ja, königlich. Ich spür, mein Herz nicht mehr im Rhythmus schlägt, ob es schon lahm, für sich ein End erwägt? Die Wolken greifen tief, der Regen fällt; und mein Gemüt ist grau und ist gequält. Mein Haus ist leer, die darin warn sind fort, und Glanz und Gold, die gingen überbord. Mein…
Einsamkeit Ich sprech zur Wand, doch die bleibt stumm, sie schweigt; versteht mich nicht, ist mir nicht zugeneigt. Oh, Graun, die Einsamkeit ein enges Haus, ob ich jemals aus dir werd kommen raus? Voll Sonnenschein, da flimmert sie, die Luft; jedoch, mein Herz lebt tief in eis’ger Gruft. Wenn einer sagt, so horch, ein Vogel singt, ach, meiner Seel wie Totensang es klingt. Warum nur geht vorbei an mir der Tod? Sieht er und spürt und fühlt nicht meine…