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Schlagwort: Natur

Walther und der Alte aus Weimar (Klaus Kayser)

  Da sitz ich nun, ich armer Tor auf einem harten Steine. Ich bin so schlau als wie zuvor und denke Bein auf Beine: Was ich gewann, was ich verlor, was bleibt, was sei das meine. Was ich im Leben alles schwor, zu kennen, wissen um die kleine Ewigkeit, die mir jetzt sagt: Nichts ist gerade, nichts ist krumm. Der Alte so aus Weimar klagt, auch Vogelwalthers Lied bleibt stumm. Ich aber sage frech und frei: Gedanken können alles biegen.…

Die lykischen Gräber (Klaus Kayser)

  Ich stieg zu den Gräbern am Nachmittag, Gräber geborgen in Fels und in Stein. Die sengende Sonne im Sterben lag, graurot und wärmend ihr sinkender Schein. Die Gräber so kühl, so sauber und leer nur Bänke und kein vergessener Sarg. Mein Blick streift weit über das ruhende Meer, die Felder vertrocknet, geerntet und karg, und windet sich dann die Felsen hinauf und klettert und klettert und findet nicht Halt und fällt tief im wilden verzweifelten Lauf – ihn rettet…

Der Wanderer (Klaus Kayser)

  So eile ich nun mit quälendem Schritt zum Gipfel den Berg hinauf. Hunger und Sehnsüchte eilen mit, hemmen nicht den drängenden Lauf. Vergessen die sprudelnden Wasser im Tal, die leuchtenden Blüten zu Zweit, der trunkene Becher im nächtlichen Saal, der Eltern treues Geleit. Oben am Gipfel reckt sich ein Baum kahl und dürr in die Nacht. Um ihn Wiesen, glanzloser Schaum, wehrlos in graubrauner Pracht. Er aber trotzt im Tode noch starr dem Sturm und der Zeiten Lauf. Wie…

Alchimist (Barbara Kromphardt)

  Es regnet leise, eine stille Pause, im Regen hat sich Gold gelöst, als er so vor sich hin gedöst, veredelt gehe ich nach Hause. Auch hier hat alles einen güldnen Hauch: die Blumen, Bücher, sogar heißer Tee und jenes Bild vom goldnen See, mein großer Spiegel funkelt auch. Eins von den Wundern meiner Welt, die reich von Gold umflossen ist, in meinen Augen wohnt ein Alchimist, der das erschafft, was ihm gefällt.   Copyright Barbara Kromphardt   Barbara KromphardtBarbara…

Sommermorgen (Helga Thomas)

Ich habe heute Morgen meinen Hund gestreichelt er schaute mich so traurig an denn ich wollte jetzt noch nicht raus in den nassen Sommermorgen Ich habe durstig gierig fast die erste Tasse Tee getrunken und dann erfreute mich der Apfel mit Farbe Form Geruch Geschmack Ich freute mich dass ich immer noch in den Apfel beißen kann Obwohl mein Körper mit aller Schwere mich niederzog schwer und unbeweglich freute ich mich dann als langsam alle Glieder wieder beweglich wurden Noch…

Wassergedicht (Helga Thomas)

  Alle Welt berichtet schreibt und forscht übers Wasser Warum nicht ich? Alle Welt wirklich alles nicht nur Leben braucht das Wasser so wie auch ich Doch welches Wasser meinen sie welches Wasser meine ich? Das Wasser das vom Himmel fällt aus der tiefen Erde dringt? Die Welt umarmend sie durchfließt? Als Brunnen Mensch und Tiere tränkt als See dem Himmel Berg und Baum als Spiegel dient? Das in seinem Auf und Ab und Hin und Her der Seele gleicht?…

Impressionen aus Freiberg (Helga Thomas)

  Schwäne sah ich auf dem Wasser sie schwammen nicht sie tauchten nicht sie waren einfach da wie das Wasser das in sich ruhend unbemerkt stetig weiter floss Nur das Spiegelbild von Baum und Haus vibrierte sanft als wollte es mit dem Wasser weiter fließen Schwäne sah ich auf dem Wasser Sie waren einfach da Ob ich es wohl von ihnen lerne wenn ich von nun an jeden Tag mich an sie erinnere?   Copyright Dr. Helga Thomas Helga Thomas<h5>Dr.…

Vorfrühling (Eberhard Grundmann)

  Der Krokus krokt hervor der Frost, der muss sich schütteln, armer Tor. Hokus, Krokus, Frühlibus, der Winter kauft den Schluss. Schneewittchen und Schneeglöckchen diese beiden Flittchen tragen grüne Röckchen. Hokus Krokus simsalim, war der Winter wieder schlimm. Die Kätzchen weiden unter Weidenkätzchen und wie diese beiden, auch du, mein Schätzchen. Hokus Krokus Mausepeck, der Frühling lugt ums Eck. Der Floh springt froh wie auch die anderen Flöhe lustvoll in die Höhe. Hokus Krokus Löffelstiel, viel zu wenig ist nicht…

Choral (Wilfried Dinter)

 Bild von Ute Reinhart-Kemm Choral Heil’ge Sonne, unser Leben,  Ursprung – Ende allen Seins.  Tag und Nacht, die du gegeben,  Unser Dasein – mit dir eins. Licht verglüht zu Finsternis, Das die Dunkelheit zerriss. Schreiten mit dir durch´s Tor der Zeiten, Teil von dir in Ewigkeiten. Aus: „Hell und Dunkel“, Privatdruck, Bremen 2012 Copyright Dr. Wilfried Dinter Wilfried DinterWilfried Dinter, Dr. med. Geboren zur Jahrhundertmitte in Kiel. Vorfahren mütterlicherseits aus dem nordöstlichen, väterlicherseits aus dem südöstlichen deutschen Sprachraum. Aufgewachsen in…

Ersehnter Oktober (Wilfried Dinter)

Frühe Flucht blüht und erstarrt – Terra incognita, Albwinter. Sehnsucht nach Eisgang – Weite Küste, Traumwirklichkeit. Lähmendes Daseinsjoch, erstickende Erdgebundenheit – Und dennoch: Stunde des Pan, Felsenwasser, Stauwehr und: Sieg der Natur! Lebensmittag in südlicher Sonne, Meeresweite und neue Fluchten. Reptilien durchbrechen den Panzer. Wiedergeborene Insekten in Steinen ohne Zeit, Ammoniten, glühende Katzenaugen, Höhlenbär. Herbstliches Ahnen und Hoffen. Reife und Ernte. Nordmeersturm ruft. Lohendes Herbstfeuer befreit. Winterabend im Hafen. Heimkehr ins Ungewisse. Aus: „Hell und Dunkel“, Privatdruck, Bremen 2012 Copyright…

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