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Weihnachtsgedichte 2019 (Helga Thomas)

Alle Sterne unserer Welt
am Himmel und auf Erden
als Stein Blüte Frucht und Schneekristall
sind Teil der göttlichen Schöpfung
Aus den Augen
des göttlichen Kindes
(und seinem Spiegelbild in den Kindern der Erde)
leuchten und strahlen sie
Folge ihrem Licht
Wie der Stern die Könige
führte so führen sie dich
ins eigene Innere
wo im Dunkel
das göttliche Kind wartet
… auf uns

Was waren die Worte,
mit denen Ihr das Kind begrüßtet,
das Kind und seine Mutter?
Welche Wesen entschwebten
Eurem in Liebe sprechenden Mund?
Wenn ich Euch
das frage, lautlos,
und anderen
mit begeisterndem Feuer
davon erzähle,
welche Kinder werden geboren
aus dem Schoß meines Mundes?
Dürfen sie einst
die Schüler oder Gefährten
Eurer heiligen Kinder sein?

Die Luft vereinigt in sich
das wärmende Feuer
als Licht,
das kühlende Wasser
als Feuchte.
Das Wort lebt in der Luft,
sein feuriges Erkennen
steigt als Licht empor,
erleuchtet den Raum.
Die Wogen des Fühlens
tropfen zur Erde,
münden dort
im Strome der Zeit.
Einander durchdringend
bilden sie den Stern,
der dich führt
auf dem Wege des Königs
zum Kind,
geboren durch dich
in dir.

Schweigen kann heißen:
Hören
auf die Worte der Engel,
Schweigen kann heißen:
Warten
auf das Wort des Du.
Beide Wege des Schweigens
sind Wege des Königs,
der beim Kind
das Gefäß seiner Hände
öffnet
zum Streicheln
und,
um das Wort zu empfangen.

Das Wort der Drei Könige
Was habt Ihr gesagt,
als ihr Euch gefunden,
was habt Ihr gefragt,
als der Stern verschwunden?
Was war Euer Wort,
als ihr den Raum betratet,
in dem sich
die Welt zu ändern begann?
Euer Wort,
es wirkt fort
durch alle Welt
bis ans Ende der Zeiten
und doch
ist es verstummt,
weil unsere Herzen
nicht hören.

Der Schatten der drei Könige
Wo blieb Euer Schatten,
als ihr Euch beim Kinde verneigtet,
Eure Geschenke der Mutter zu Füßen legtet?
In was hat er sich gewandelt,
am Boden liegend,
vom Kinde fliehend,
zum Weg werdend
IHM
zum Dunkel der Menschen.
Er folgte Euch nicht,
als ihr wieder gingt,
er blieb
bei Mutter und Kind
und sang leise
das Lied vom Verzeihen.

Einst
führte uns der Stern
und unsere Füße fanden
den Weg.
Heute,
suchen unsere Augen
den Stern.
Vielleicht
wird er nur
im Dunkel sichtbar?

Dunkel
liegt über dem spurlosen Weg,
den Ihr einst gegangen.
Schweigen
erfüllt den Raum,
als Euer letztes Wort verklungen.
Aber Euer Stern
erhellt die Winternacht
und Sommers
blüht die Blume
über dem dunklen
schweigenden See.


Der König
mit dem Kelch in der Hand
aus Gold, rot wie sein Gewand,
sprach fordernd zu mir:
Gib mir Dein Chaos,
ich nehme es auf
in meinen ordnenden Kelch
und bewahre es und bewahrend
ordnet es sich.
Dann geb ich es Dir zurück übers Jahr,
damit Du geben kannst,
allen
die Deiner Gabe bedürfen.


Ich gehe
und folge
den Weisen,
folgend dem Weg weisenden Stern.
Die Töne
Eurer Taten
klingen im Glockenklang
uns entgegen.
Unsere Schritte
bilden den Rhythmus,
Gedanken
die Melodie.
Wer komponiert das Werk,
zu dem dein Herz singen soll?
fragte mich einer der Weisen.

In der Mitte von Ende und Anfang
stiegen die Sterne nachts herab
und geleiteten Menschen,
die ihren Weg suchten.
Zum Neubeginn erblühen sie nun tags
und weisen den Suchenden
den Blick wieder nach oben.


Und wenn wir sternenähnlich geworden sind
und wir dem neu geborenen Kinde leuchten,
werden unsere drei Könige kommen
und die Schätze aus unserer Vergangenheit uns geben
und dann wird ein vierter bei ihnen sein.

Hoffnung
Ich bin die Mutter, die das Kind gebiert
und das Kind, das geboren wird.
Ich bin der Stern, der leuchtet
und die drei Könige, die ihm folgen,
und ich bin der vierte König,
der Mensch, der alles dieses ist.

Der Ruf erging an Euch,
aufzubrechen.
Ihr folgtet ihm und dem Stern
wie die anderen
dem Lichte des Engels folgten.
Nacht –
dunkel und kalt,
doch Euch
schützt und wärmt und führt
das Licht der Himmel.
Ich aber sitze hier,
bei meinem eigenen winzigen Licht
und warte,
bis er kommt,
einzukehren
in meinen
engen Raum.

Auch ich war einst ein König
wie Ihr,
ich aber scheute die Mühe des Aufbruchs.
Auch ich war einst ein Hirte,
furchtsam und dumm wie diese,
ich aber konnte nicht glauben.
So blieb ich immer zurück
mal traurig, mal zornig,
Einer muss bleiben.
Denn wer empfängt sonst
das Kind,
bereitet ihm Wohnung
und Nahrung den Eltern?


Wo sind sie,
die drei Weisen,
die einst
am Tage der Tage
den Stern sahen und ihm folgten.
Wo sind sie heute?
Wer folgt heute dem Stern?
Wem leuchtet der Stern heut?
Wann wird der Sucher
erleuchtet,
wann der Erleuchtete
zum König?
Wenn er sich auf den Weg gemacht hat,
dem Stern seiner Erleuchtung zu folgen!
Ich bin auf dem Weg,
ich bin aufgebrochen
in finsterer Nacht,
denn ich weiß,
der Stern leuchtet,
auch wenn ich ihn nicht seh.

Gute Gedanken – liebevolles Tun,
harmonisch übereinstimmend,
rhythmisch wiederholt,
sind die Melodie,
die aus den Schritten
der drei Menschen ertönt,
die seit Geburt des Kindes
unterwegs sind,
sich Nacht für Nacht
ihm langsam, aber stetig nähern.

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