Wolke und Sonne
(1978)
Von Jaleh Esfahani (1921-2007)
Übersetzung aus dem Persischen von Amir Mortasawi und Andreas Schmidt
Der Gang der Zeit
nimmt jeden Moment eine neue Farbe an …
Gestern war der Himmel bewölkt und weinerlich.
Ich war traurig wegen der Tränen des Regens.
Eine Weile später als ich aus dem Flugzeug sah,
dass unter meinen Füßen die Wolke weinte
und über meinem Kopf die Sonne lachte,
fragte ich mich,
weshalb ich kurzsichtig gewesen bin?
Ich war betrübt.
Wo habe ich eine ewig bleibende Wolke erblickt?
Wenn wir den Kopf hoch halten,
wenn wir den weiter entfernten Himmel betrachten,
sind hinter der Dunkelheit der fliehenden Wolke
die helle Sonne und das unendliche Universum.
֎֎֎

Dr. med. Amir Mortasawi
1962 in Bam/Iran geboren wuchs ich in Teheran auf und besuchte dort eine iranische Grundschule. Nach Bestehen einer Aufnahmeprüfung gehörte ich zu den ersten iranischen Schülern, denen ab dem 5. Schuljahr an der Deutschen Schule Teheran im Rahmen eines Sonderprogramms Deutsch beigebracht wurde. Anfang 1979 reiste ich aus dem Iran aus. Nach Studium der Humanmedizin in Göttingen und Frankfurt absolvierte ich die Facharztausbildung in der Herzchirurgie. Seit Januar 2016 bin ich im Bereich der Psychosomatik tätig.
2009 veröffentlichte ich meine ersten Gedichte unter dem Pseudonym „Afsane Bahar“, das ich später als Künstlernamen beibehielt.
Im Dezember 2020 erschien mein Buch „Bilder einer Reise. Lyrik“ beim Verlag Seemann Publishing.