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Nur eine Gewissensfrage? (Gerhard Langenberger)

 

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Eine kleine, wahre? Geschichte über einen Einsatz der Bundesrepublik in Afrika  
oder
Ist der Mensch ein Werkzeug des Schicksals?

Sie waren noch bei Dunkelheit aufgebrochen. Jetzt fuhren sie schon zwei Stunden über Straßen, die kaum als solche zu identifizieren waren. Die Landschaft ausgedörrt und ausgetrocknet. Es hatte seit Monaten nicht mehr geregnet. Die Vegetation war abgestorben. Nur hier und da an besonderen Stellen standen noch grün-braune Sträucher. Langsam stieg die Sonne und mit ihr die gnadenlose Hitze. Der Lastwagen zog eine kilometerlange rötlich-gelbe Staubwolke hinter sich her.

Die zwanzig Soldaten saßen auf zwei gegenüberstehenden Holzbänken auf der offenen Ladefläche. Vornüber gebeugt, auf ihre Schnellfeuergewehre gestützt, die Helme tief ins Gesicht gezogen, sprach keiner ein Wort. Schweiß rann über ihre Gesichter und tropfte auf die Tarnkleidung. Schweiß floss auch über den Nacken. Er sammelte sich zu größeren Tropfen, die den Rücken hinunter rannen, bis sie vom Stoff aufgesogen wurden.  Es stank nach Schweiß, Männerschweiß. Unter ihren schusssicheren Westen waren alle durchgeschwitzt. Und es roch nach Angstschweiß. War da nicht auch der Geruch von Urin? Auch die Tarnhosen waren schweißnass, so dass keine urinfeuchte Stellen zwischen den Beinen erkennbar waren. In den hochgeschnürten Lederstiefeln stand ebenfalls die schweißige Feuchtigkeit. Die Stiefel ließen aber keine Gerüche frei. Jeder der Männer hatte seine Stiefel fest geschnürt, damit sie Schutz vor Insekten, vor allem Skorpionen – die waren zwar nicht gefährlich, aber unangenehm-  und natürlich vor Schlangen boten. Der Staub blieb in den schweißnassen Gesichtern kleben. Er ließ die Augen groß und weiß erscheinen in den rotbraunen Masken. Auch die Lippen waren staubverkrustet. Die Männer hatten schon lange aufgegeben, den Staub mit der Zunge wegzuwischen. Teilweise waren die Lippen aufgesprungen.

Jedes Mal, wenn die Fahrer zu viel Zwischengas gab, zogen aus dem defekten Auspuff Abgasschwaben über die Ladefläche. Die weiter vorn Sitzenden husteten. Das Atmen war nahezu unmöglich, wenn sich Abgas und Schweißgeruch mischten. Immer wieder warfen sich die Soldaten einen kurzen Blick zu, bevor sie wieder ihre Blicke senkten. Keiner sollte die Angst bemerken.

Ihre Gedanken kehrten immer wieder zu ihrem letzten Einsatz vor drei Tagen zurück. Auch an diesem Tag waren sie lange gefahren. Nach Stunden erreichten sie ein Dorf am Fuße eines kleinen Hügels. Die wenigen Bewohner, vielleicht fünfzehn oder zwanzig, waren schnell auf dem Dorfplatz zusammen getrieben. Dort standen sie: einige Frauen und alte Männer. Allesamt armselige Kreaturen in bunter abgetragener Kleidung. Die meisten hatten ihren Kopf ängstlich gesenkt. Maier eins, der Befehlshaber, ließ alle in einer Reihe antreten. Er trat vor die dunkelhäutigen Haufen Elend und blickte jeden durchdringend an. Dann ließ er zwei Frauen hervortreten. Er zog seine Pistole, trat zu ihnen und schoss ihnen in den Kopf. Einfach so. Beiden Frauen fielen lang nach hinten.

Markus Müllert sah immer noch die angstvoll aufgerissenen Augen. Die beiden Frauen hatten keine Zeit mehr, um zu begreifen was mit ihnen passierte. Die anderen umso mehr.

„Maier vier, Maier acht, Maier neun und Maier fünfzehn, ihr erledigt das hier. Ihr nehmt den Toyota und kommt nach ins Lager. Wir fahren schon vor.“

Maier eins brüllte diesen Befehl kurz und zackig.

Die Männer antworteten wie aus der Pistole geschossen: „Jawohl, Maier eins.“

Immer wieder sah Maier zwölf, Markus Müllert, diese Szene auf dem Dorfplatz. Fast fror es ihn jetzt. Er war froh, nicht bei dem Erledigungskommado eingeteilt gewesen zu sein. Aber was wird heute kommen?

Wenn er in die Gesichter schaute, sah er Angst und Betroffenheit.

Als sich Markus vor Monaten zu diesem Einsatz gemeldet hatte, wusste er nicht, was auf ihn zukommen würde. Es sollte ein großes Abenteuer werden. Er war schon häufiger im Auslandseinsatz gewesen, auch mit Feindbeschuss. Aber er hatte sich alles irgendwie anders vorgestellt.

Plötzlich hielt der Toyota, und der Lastwagen stoppte dicht dahinter. Die Soldaten standen auf, froh, ihre Beine vertreten zu können. Sie blickten sich um. Nichts war zu erkennen. Nur ganz am Horizont war ein dünner grüner Saum. Hier gab es offenbar länger Wasser.

Maier eins ging um den Lastwagen herum.

„Absitzen, Männer!“

Die Soldaten sprangen und kletterten von der Ladepritsche und stellten sich in Reih und Glied.

Der Kommandant trat vor die Männer.

„Soldaten! In knapp einer Stunde werden wir das Ziel unserer heutigen Operation erreichen. Es ist ein kleines Dorf vor uns. Es gibt eine Straße und nur ein paar Häuser. Wahrscheinlich ist es verlassen. Unsere Aufgabe ist, sicherzustellen, dass sich wirklich kein Feind mehr dort aufhält. Wir haben das Dorf zu bereinigen. Zwei Männer zusammen gehen in ein Haus und inspizieren es. Seit jederzeit bereit, dass es zu Kampfhandlungen kommen kann und dass ihr aus einem Hinterhalt angegriffen werdet. Denkt auch daran, dass es hinter den Häusern Ställe oder Anbauten gibt. Manche Häuser haben einen geheimen Verschlag unter dem Haus. Überall kann sich ein Feind verstecken und angreifen. Unsere Aufgabe ist es, sicherzustellen, dass sich kein Feind mehr im Dorf befindet. Ist ein Haus sauber, dann macht ihr ein weißes Kreidekreuz mit einem Halbkreis darüber rechts neben der Eingangstür. Maier eins blickte von Mann zu Mann, von Soldat und Soldat.

„Noch Fragen?“

„Nein, Maier eins“, scholl es wie aus einer Kehle.

Während die Soldaten wieder auf die Ladefläche des Lasters kletterten, teilte der Befehlshaber die Zweiergruppen ein.

Markus wurde mit Maier vierzehn eingeteilt.

Maier vierzehn war ein drahtiger, noch nicht bulliger Typ. Sein Gesicht war immer recht ausdruckslos. Man wusste nie, was in ihm vor ging. Es zeigte keine Emotionen. Die blaugrauen Augen lagen tiefen in ihren Höhlen und wurden von tiefhängenden Lidern verborgen.

Die Fahrt wurde noch holpriger. Der letzte Regen hatte alle Reste einer möglichen Straße verwischt. Jedes Schlagloch oder jede gröbere Unebenheit wurden durch die schlechten Federn des Lastwagen an die Männer oben auf der Ladepritsche weitergegeben. Obwohl es jedes Mal einen Schlag auf die Wirbelsäule der Männer gab, spürten diese keinen Schmerz.

Nach mehr als einer halbstündigen Fahrt wurden die Häuser des kleinen Dorfes sichtbar; nicht mehr als drei Dutzend Häuser.

Die Soldaten sprangen vom Lastwagen und entsicherten ihre Schnellfeuergewehre. Nach und nach wurden die Zweierkommandos in die Häuser geschickt.

Maier zwölf und Maier vierzehn betraten das vierte Haus links an der Straße. Es war größer und hatte als einiges einen zweiten Stock.

„Du unten, ich oben“, sagte Maier vierzehn.

Sofort rannte Maier vierzehn die Holztreppe in den ersten Stock.

Markus betrat den Raum rechts. Es war so eine Art Büro. Jedenfalls standen ein großer Schreibtisch in der Mitte und ein kleinerer Schreibtisch, mit einer mechanischen Adler-Schreibmaschine neben der Tür. Auf dem großen Schreibtisch stand ein großer, schwarzer Telefonapparat. Überall auf dem Schreibtisch und über den Boden lagen Papierbogen verteilt. Das Büro musste fluchtartig verlassen worden sein. Maier zwölf trat über geöffnete Ordner und Briefe, auch Stempel lagen verstreut. Nur wenige Ordner standen noch auf ihrem Platz im Regal hinter dem kleinen Schreibtisch. Markus blickte unter die Schreibtische und öffnete auch die Rollos der Tische.

Hier war niemand versteckt, und es gab auch keinen Sprengstoff. Er ging langsam auf die Tür im Hintergrund zu und trat sie auf. Dieser Raum diente offensichtlich als Depot oder Lager. In der Regalen an den Wänden lagen ordentlich verpackte Papierpakete, Briefpapier, bräunliche Kuverts. Auf der anderen Seiten standen landwirtschaftliche Geräte und neben der Tür ein altertümliches Faxgerät. Einen Keller oder eine versteckte Falltür gab es auch hier nicht. Markus trat zurück in das Büro. Er ergriff einen der Briefe auf dem Schreibtisch. Markus las ihn. Er war in französischer Sprache geschrieben und irgendjemand hatte eine Anfrage. Eher unbewusste griff Markus einen Stapel Papiere. Er faltete sie zusammen und steckte sie in seine Oberschenkeltasche. Gerade als er das Büro verlassen wollte, polterte Maier vierzehn aus dem oberen Stock herunter.

„Alles klar, Maier zwölf“, rief er.

„Alles sauber bisher“, antwortete Maier zwölf.

Gemeinsam betraten sie durch die nur noch notdürftig in den Angeln gehaltene Tür den Raum gegenüber dem Büro. Die beiden Männer warteten einen Augenblick, bis sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Es war eine Art Waschraum. Es gab ein schmutziges Waschbecken und ein typisches Plumpsklo. Fünf Holzspinte standen an der Wand. Schlösser dazu gab es keine.

„Also weiter“, rief Maier vierzehn.

Als sie auf die Straßen traten, waren sie von dem hellen Licht geblendet. Plötzlich hörten sie eine Gewehrsalve und dann eine zweite. Meier zwölf und Maier vierzehn schreckten zurück und gingen im Haus in Deckung. Markus machte ein Zeichen, dass sich Maier vierzehn in den hinteren Raum positionieren sollte. Er selbst blieb neben der Tür, das Gewehr schussbereit, in Deckung. Aber jetzt blieb alles ruhig. Er rief Maier vierzehn. Vorsichtig blickten sie auf die helle, staubige Straße.

Nur die einzelnen Zweiergruppen, wenn sie ein Haus verließen und ein anderes betraten, waren zu sehen. Maier vierzehn markierte das Haus rechts neben dem Eingang mit einem Kreuz und einem Halbkreis darüber. Gemeinsam gingen sie weiter. Das nächste Haus ohne Kennzeichnung war klein. Es hatte keine Tür oder keine Tür mehr und bestand nur aus einem Raum.

Markus betrat vorsichtig den Raum. Maier vierzehn ging um das Haus herum zu einem Stall dahinter. Der Raum war spärlich möbliert. Ein grauer Tisch mit mehreren Plastikstühlen stand mitten im Raum. Daneben ein uralter Elektroherd. Markus erinnerte sich an den Generator außerhalb des Ortes. Maier eins und Maier zwo hatten angehalten und das Aggregat unbrauchbar gemacht. Zwei Betten, übereinander gestellt, mit zerwühlten Decken standen an der Wand gegenüber der Eingangstür.

Plötzlich hörte er ein leises Geräusch, das aus dem Schrank in der Ecke zu kommen schien. Leise ging Markus zu dem Schrank und riss die Schranktür auf. Das Gewehr hielt er schussbereit in der rechten Hand. Im Schrank saß ein kleines Mädchen und starrte ihn mit ängstlich aufgerissenen Augen an. Langsam falteten sich ihre Hände zu einer Bitte. Markus blickte auf das Mädchen, das auf dem Boden im Schrank saß. Langsam führte er seinen Zeigefinger und legte ihn auf seinen geschlossenen Mund. Sachte nickte das Mädchen. Markus schloss leise den Schrank. An der Tür traf er Maier vierzehn.

„Alles klar?“

„Alles klar!“ antwortete Maier zwölf. „Los weiter, zum nächsten Haus.“

Maier vierzehn schaute Markus in die Augen. Er schob zweifelnd seine Unterlippe vor.

„Warte vor dem Haus auf mich.“

Sein Ton ließ keinen Widerspruch zu. Er drückte Maier zwölf aus dem Haus. Markus blieb angespannt, an der Hauswand gelehnt, stehen. Trotz der Hitze und trotz des Schweißes fror er und hatte Gänsehaut. Keine Minute später hörte er eine Holztür zerbersten, dann einen kurzen kindlichen Schrei und sofort eine Salve aus einen Schnellfeuergewehr.

„So, sauber!“

Zufrieden trat Maier vierzehn auf die Straße. Er stellte sich vor Maier zwölf:

„Wusste ich es doch.“

Er nahm seine Kreide und malte ein großes weißes Kreuz neben die Tür und zog einen Halbkreis darüber.

Wortlos gingen sie zum nächsten Haus ohne Kreidezeichen.

Ab und zu hörte man Schreie und Schüsse. Dann blieb es ruhig, gespenstisch ruhig.

Man konnte die Hitze fühlen und flimmern sehen. Und man konnte Angst und Blut riechen.

Später saßen die Soldaten im Schatten des Lastwagens und warteten.

„Aufstehen und antreten“, schrie Maier eins.

„Irgendwelche Vorkommnisse?“ fragte der Kommandant.

Maier vier trat einen Schritt vor und salutierte.

„Ich bin von einer Frau mit einer Machete angegriffen worden“.

Er zeigte auf seinen linken Oberarm. Der notdürftige Verband war durchgeblutet, aber die Blutung stand.

„Den Feind abgewehrt und liquidiert.“

„Gut gemacht, Maier vier“, lobte Maier eins.

„Maier zwo, versorgen sie die Wunde“.

Maier zwo salutierte und ging zum Toyota.

Meier eins schaute weiter über die Reihe.

Maier neunzehn trat einen Schritt vor und salutierte.

„Zweimal von einem Feind mit Machete angegriffen worden. Beide Angriffe abgewehrt und die Situation bereinigt. Keine Verletzung und keine weiteren Vorkommnisse“.

Meier neunzehn stand stramm. Er salutierte erneut und trat zurück ins Glied.

Maier sechzehn trat vor.

„Eine Feindberührung, die Situation geklärt. Sonst keine besonderen Vorkommnisse.“

Er salutierte und trat zurück.

Maier vierzehn machte einen Schritt vorwärts und salutierte.

„Eine kleine Feindberührung. Situation geklärt, gereinigt ohne Verluste oder Verletzungen.“

Er salutierte nicht, und er trat auch nicht in die Reihe zurück.

„Maier vierzehn! Gib es sonst noch Vorkommnisse?“

„Jawohl, Maier eins.“

Maier vierzehn machte eine Pause.

„Ich hatte den Eindruck, dass Maier zwölf den Feind absichtlich übersah.“

„Noch etwas, Maier vierzehn“, fragte Maier eins laut.

„Nein!“

„Danke, Soldat.“

Maier vierzehn salutierte jetzt und stellte sich zurück in die Reihe.

Maier eins stellte sich vor Markus.

„Maier zwölf, vortreten!“

Maier zwölf trat einen Schritt vor und salutierte strammstehend.

„Was haben sie dazu zu sagen?“

Maier eins schob seinen Kiefer drohend vor.

„Nichts, Maier eins“, sagte Maier zwölf fest.

„Maier zwölf!“

Maier eins machte eine gefährliche Pause.

„Maier zwölf! Das ist eine schlimme Anschuldigung. Äußern sie sich.“

Diese Aufforderung war ein Befehl und erlaubte kein Ausweichen.

„Ich bin kein Mörder! Maier eins.“

Markus antwortete steif. Sein Blick ging starr geradeaus. Bei der Vorstellung, was in dem Raum geschehen war, wurde es ihm fast übel.

„Maier zwölf! Sind sie wahnsinnig? Wir sind keine Mörder. Keiner von uns. Wir sind Soldaten im Kriegszustand.“

Die Stimme von Maier eins überschlug sich fast. Speichel spritzte und traf Markus im Gesicht. Dieser verzog keine Miene.

„Das war ein kleines Mädchen. Keine fünf Jahre alt. Das bringt man doch nicht einfach um.“

Markus wusste genau, dass die Situation zu seinem Nachteil kippen konnte.

„Wir sind keine Mörder! Verdammt noch einmal! Wir haben hier eine Aufgabe zu erfüllen. Aus dem Mädchen wird später eine Terroristin und eine Gefahr.“

Die Kopf und der Hals von Maier eins verfärbten sich unnatürlich rot.

Markus konnte es nicht lassen:

„Unsere Mission ist auf zwei Jahre beschränkt, so sagt man wenigstens, dann ist das Mädchen vielleicht sieben oder acht Jahre alt, aber niemals eine Terroristin oder eine Gefahr.“

Die Augen von Maier eins traten hervor. Er sagte nichts. Er blickte nur in die Augen von Maier zwölf. Dieser blickte unverwandt zurück. Zwei Männer maßen sich.

„Meier zwölf“, Maier eins sprach jetzt ruhig und leise, „wir wissen nicht, ob dieses Mädchen irgendwann, mit einem Sprengstoffgürtel auf eine belebte Straße oder einen Markt geschickt und dort in die Luft gejagt wird.“

Markus holte Luft, um eine Antwort zu geben.

Maier eins trat dicht vor ihn hin. Ihre Nasenspitzen berührten sich fast. Markus spürte die Hitze des Gesichts von Maier eins, und umgekehrt war es wohl ebenso.

„Maier zwölf, sie halten jetzt ihren Mund. Sie sagen kein Wort mehr. Das ist ein Befehl. Ist das klar?“

Maier eins hatte leise gesprochen, fast geflüstert.

„Jawohl, Maier eins“, brüllte Markus ihm ins Gesicht.

Maier eins wich keinen Millimeter zurück.

Markus salutierte und trat an seinen Platz zurück.

„Aufsitzen und Abfahrt“

Maier eins ging zum Toyota, nachdem er Maier zwei ein entsprechendes Zeichen mit dem Kopf gegeben hatte.

Spät am Nachmittag kamen die Fahrzeuge im Camp an. Auf der gesamten Fahrt war kein Wort gesprochen worden. Müde sprangen die Männer von der Ladefläche.

Maier eins stand schon bereit.

„Angetreten!“

Die Soldaten murrten und fluchten innerlich, stellten sich aber sofort auf und bildeten zwei Reihen.

Maier eins stand stramm. Er schwieg lange. Dabei blickte er jeden einzelnen an. Der kleine rote senkrechte Strich unterhalb der Unterlippe wippte auf und ab. Maier eins achtete peinlich darauf, dass sein Bart immer gut getrimmt war. Der Befehlshaber hatte sich so positioniert, dass den Männern die tief stehende Sonne genau ins Gesicht und in die Augen schien. Er selbst hatte sie im Rücken. Die tief ins Gesicht gezogenen Helme und die Sonnenbrillen halfen wenig, die Augen brannten. Auch vom Schweiß und vom Staub.

Maier zwölf spürte die Wut und Abneigung seiner Kameraden. Auch er wünschte sich jetzt eine Dusche, auch wenn sie nur lau war.

„Männer“, sagte Maier eins leise.

„Männer!“ brüllte er das Wort jetzt.

„Männer“, sagte er noch einmal, „wir haben hier eine Aufgabe zu erfüllen. Es ist eine spezielle Mission. Niemand weiß, dass wir hier sind und dass es uns gibt. Deshalb tragen wir auch keine Rangabzeichen, keine Namensschilder und auch kein Nationalitätenzeichen. Wir sind in geheimem Auftrag eingesetzt. Ich wiederhole ausdrücklich: Wir sind hier um eine geheime Mission zu erfüllen. Ihr seid bestausgebildete Elitesoldaten, und ihr seid speziell ausgewählt , weil ihr die besten seid. Jeder von uns muss jederzeit einhundert Prozent Einsatz bringen. Neunundneunzig Prozent sind zu wenig. Wer keine einhundert Prozent Einsatz bringt, gefährdet die gesamte Operation, gefährdet die gesamte Truppe, einzelne seiner Kammeraden und letztlich sich selbst. Unsere Aufgabe ist es, dieses Gebiet zu bereinigen, den Feind zu demoralisieren, zu schwächen und zu töten. Jeder hier ist ein potentieller Feind und Terrorist. Jeder, sage ich euch, Männer, Frauen, Junge oder Alte auch Kinder, jeder ist ein Feind und muss dementsprechend bekämpft werden. Männer, Soldaten, Kämpfer, tut alles, um den Feind zu destabilisieren, zu demoralisieren und zu liquidieren.“

Maier eins machte eine Pause.

„Habt ihr das verstanden?“

„Jawohl, Maier eins“, schrien die Männer. Alle wollten in die Unterkünfte und ins Toilettenzelt.

„Maier zwölf, sie melden sich in einer Stunde im Kommandozelt.

Genau eine Stunde später betrat Maier zwölf das Kommandozelt. Er grüßte stramm. Maier eins saß geduscht, frisch rasiert und umgezogen hinter seinem Feldschreibtisch. Er ließ Markus einige Minuten stehen, ehe er ihm seine Aufmerksamkeit widmete. Wieder hüpfte der rote Bartstrich.

„Ich will es kurz machen. Wir sind eine geheime Operation und diese Operation muss geheim bleiben und darf vor allem nicht gefährdet werden. Deshalb hat niemand von uns ein Handy, ein Laptop oder eine Digitalkamera. Es gibt nur ein Funkgerät, hier im Kommandozelt, mit einer Frequenz. Ich habe den Eindruck, dass Sie den Anforderungen dieser Aufgabe nicht gewachsen sind. Sie sind von allen weiteren Aktionen ausgeschlossen, mit dem nächsten Versorgungshubschrauber fliegen sie zurück nach Libreville. Sie haben absolutes Stillschweigen zu wahren, genau wie sie es schriftlich fixiert haben. Abtreten!“

Maier zwölf salutierte und verließ das Kommandozelt.

 

Sieben Jahre später

“Markus, Markus“, Heideann kam suchend um die Ecke.

Markus“, rief sie lauter.

Ihr Mann saß im Liegestuhl und hatte die Ohrenstöpsel in den Ohren. Er hörte Musik. Sein Blick ging in die Ferne, durch den blauen Himmel ins Weite. Eigentlich sah er nichts, oder doch? Sein rechter Fuß wippte den Takt.

Heideann ging zum Liegestuhl und kraulte Markus die Haare. Sofort riss er sich die Ohrstöpsel heraus und stellte die Musik aus. Er legte den Kopf in den Nacken um sie sehen zu können. Er musste blinzeln, denn jetzt schaute er direkt in die Sonne.

Heideann ließ ihre beiden Hände langsam auf seine Brust heruntergleiten. Dabei beugte sie sich vor und legte ihre Wange auf seinen Kopf.

Markus griff nach ihren Handgelenken und drückte sie fest an seine Brust. Wärme durchströmte ihn. Mit seiner rechten Hand zog er Heideann zu sich. Jetzt konnte er sie ansehen, ohne geblendet zu werden. Liebevoll betrachtete er ihren mächtigen, spitzen Bauch. Vorsichtig befühlte er ihre gespannte Haut.

„Mein Baby“, sagte er.

„Welches Baby meinst du?“ fragte sie lachend.

„Meine drei Babys“, verbesserte er sich, ebenfalls lachend, „und euch zwei holen wir nächste Woche“, sagte er auf den Bauch zu.

„Luisann kann man wohl nicht mehr als Baby bezeichnen. Sie wächst und wächst und hält mich ganz schön auf Trab.“

„Meine süßen Babys bleiben immer meine Babys. Auch Du“, sagte Markus.

Er stand auf und umarmte Heideann. Obwohl er seinen Bauch einzog, so richtig umarmen konnte er seine Frau nicht. Ihr Spitzbauch war einfach im Weg. Gerade als das Gewicht von Heideann wieder langsam nach unten ging, war sie wieder schwanger geworden, diesmal mit Zwillingen.

„Markus, hast du heute Nacht schlecht geträumt? Du warst so unruhig“, fragte sie besorgt. Sie kannte die schlechten Träume von Markus.

„Nein, eigentlich nicht. Nicht bewusst in den Morgen hinein“, antwortete Markus.

„Hast du von dem kleinen Mädchen geträumt?“

„Nein, nicht, dass es mir bewusst geworden wäre“.

Markus blieb auch bei diesem Gedanken ruhig.

„Nein, ich glaube nicht. Ich hatte schon lange keine schlechten Träume mehr. Es ist halt manchmal so, dass ich ihre großen, flehenden Augen und ihre gefalteten Hände sehe. Es ist, als sei etwas noch nicht abgeschlossen. Manchmal kommt mir ein Gedanke, nein es ist kein Gedanke, es ist so wie eine Ahnung oder Eingebung, ich weiß nicht, wie ich es beschreiben kann, dass das Mädchen nicht ihre Ruhe gefunden hat.“

Markus tätschelte Heideanns Bauch. Dann pikste er mit spitzem Zeigefinger in den vorstehenden Bauchnabel.

„Glaub´ mir, ich freue mich auf zwei weitere Mädchen. Es werden doch Mädchen?“

Er schaute Heideann fragend an.

„Wenn man dem Gynäkologen glauben will und der Ultraschall nicht gewaltig täuscht, dann ja“, lächelte sie. „Ich habe so ein Gefühl, dass es Mädchen werden. Eine Frau spürt das.“

„In zwei Wochen fliege ich nach München auf die Messe. Hoffentlich sind meine Mädchen dann alle Zuhause. Ich will unbedingt bei der Geburt dabei sein.“

Er stellte sich im Kreissaal stehend vor. In jedem Arm ein schreiendes Mädchen.

 

Markus blickte auf die Landschaft unter sich. Er hatte jedes Mal einen Knoten im Bauch, wenn das Flugzeug startete. Heute war es weniger schlimm. Das Wetter war sonnig und windstill. Wieder und wieder dachte er an seine Babys zu Hause. Es war alles gut gegangen. Mutter und Töchter waren wohl auf. Gott sei Dank. Linde und Dora waren glatt auf die Welt geflutscht und hatten wirklich kräftig geschrien, als die Hebamme sie in seine Arme legte. Die Hebamme hatte mehrere Fotoaufnahmen gemacht und meinte, der Vater könne stolz sein. Das sagt sie zwar immer, aber Markus hörte es trotzdem gern.

Er griff sich eine der kostenlosen Wirtschaftszeitungen, die er vor den Abflug eingepackt hatte. Gelangweilt und ohne Interesse blätterte er. Hie und da las er einen Artikel an. Weiter hinten informierte der Hersteller von Fertighäusern über die neue Modepalette. Das interessierte ihn. Heideann und er hatten genau mit dieser Firma gebaut. Den Artikel über eine neuen Herrenmodeausstatter, La Torre, las er wieder oberflächlich. Er hatte sich schon vorher entschieden, die Kollektion nicht für sein Sortiment zu ordern. Vielleicht würde er, wenn noch Zeit war, über den Messestand von La Torre schlendern. Er blätterte lustlos weiter. Sein Blick fiel auf eines dieser unsäglichen Firmenportraits, bei denen man nie weiß, ist es ein Firmenportrait oder ein Inhaberportrait. Er wurde plötzlich steif und bekam eine Gänsehaut über den Rücken.

Schnell riss er diese Seite heraus und legte sie sorgfältig gefaltet in seinen braunen Lederaktenkoffer. Den Rest des Fluges blickte er aus dem Fenster, ohne wirklich etwas zu sehen.

Nachdem er seine Termine erledigt, abgearbeitet hatte, zog er sich auf sein Hotelzimmer zurück. Er verzichtete auf sein geplantes Abendprogramm. Obwohl er die Oper liebte und seit vier Monaten eine Karte hatte, verzichtete er darauf. Bis spät in die Nacht und darüber hinaus bis in den Morgen saß er am Computer. In der Mittagspause verpasste er sein Mittagessen. Er telefonierte sein Handy heiß. Heideann schimpfte schon, weil er nicht wie gewohnt bei ihr anrief und sie ihn selbst nicht erreichen konnte.

 

Markus horchte auf das Klingelzeichen.

„Security by Terhagen. Sie sprechen mit Frau Weiler. Was kann ich für sie tun.“

„Guten Tag, mein Name ist Maier. Ich möchte Herrn Terhagen sprechen.“

„In welcher Angelegenheit? Was kann ich ihm dazu sagen?“, fragte die Stimme von Frau Weiler.

„Wir planen eine Hausmesse, konnten dafür einen Minister gewinnen und benötigen dafür einen entsprechenden Schutz.“

„Ich kann sie mit Herrn Mahler verbinden. Er ist der Ansprechpartner in solchen Angelegenheit.“

„Nein, bitte nicht. Der Minister hat ausdrücklich Herrn Terhagen empfohlen und empfohlen, mit ihm persönlich zu sprechen. Bitte verbinden sie mich mit Herrn Terhagen“, sagte Markus bestimmt.

„Einen Moment bitte“, hörte er Frau Weiler sagen.

Nach einer langen Minute meldete sich zackig, eine männliche klingende Stimme.

„Terhagen, was kann ich für sie tun.“

„Guten Tag, Herr Terhagen. Mein Name ist Maier. Sie sind mir empfohlen worden. Ich will es kurz machen. Wir sind ein mittelständisches Unternehmen der Elektroindustrie und planen eine Hausmesse. Unser Wirtschaftsminister hat sein Kommen zugesagt. Zusätzlich wird eine Delegation aus Israel erwartet, und wir sind für die Sicherheit verantwortlich.“

„Ja, ich verstehe. Wer hat unsere Firma empfohlen?“

„Der Innenminister hat ausdrücklich ihren Namen genannt.“

Es trat eine Pause ein. Markus hörte, wie Terhagen Seiten umblätterte.

„Ich kann ihnen den 20. Mai um 14 Uhr als Termin anbieten. Passt das Ihnen?“

„Nein, überhaupt nicht. Ich fliege gegen 22 Uhr zurück und möchte sie heute noch sprechen.“

„Kommen sie um 19 Uhr in mein Büro.“

„Wieder muss ich nein sagen. Die Sicherheitsorganisation wird über unser Büro in Haifa abgewickelt. Sie verstehen? Deshalb treffen wir uns auf der Wupperbrücke um 15 Uhr. Ich werde sie ansprechen. Es wird ein umfangreicheres Projekt werden.“

„Gut. Ich werde auf Sie warten.“

„Danke, Herr Terhagen, bis in einer Stunde.“

Markus drückte die rote Taste auf seinem Handy. Dieses Handy hat er sich auf dem schwarzen Markt für dieses Gespräch besorgt. Er entnahm die SIM-Karte und vernichtete sie. Das Handy warf er in eine graue Tonne.

Um 14 Uhr 54 stieg Markus an der Haltestelle Pestalozzistraße aus dem Bus und schlenderte in Richtung Wupperbrücke. Er sah einen Mann in mittelgrauen Anzug am Geländer gelehnt stehen. Einen schwarzen Ledergeschäftskoffer stand neben ihm abgestellt. Der Mann wirkte schlank und durchtrainiert. Markus ging nun zielstrebig auf den Mann zu.

„Herr Terhagen, nehme ich an.“

„Ja.“

Der Mann drehte sich zu Markus. Unsicheres Wiedererkennen im Blick sagte er: „Maier zwölf?“

„Richtig, Maier vierzehn. Gut, dass Sie sich erinnern.“

Interessiert schaute Maier vierzehn auf seinen Gegenüber, den er als Maier zwölf kannte.

„Wie geht es ihnen, Maier vierzehn.“

„Gut, ich bin zufrieden. Wie geht es ihnen, äh, Maier zwölf“

„Auch gut, soweit. Wie geht es Maier eins?“

Terhagen oder Maier vierzehn blickte Markus prüfend an, dann lachte er trocken. Noch einmal lachte er freudlos. Diesmal war das Lachen eher ein Schnauben.

„Auf der Rückfahrt vom Versorgungshubschrauber, übrigens der Flug, mit dem sie ins Hauptquartier nach Libreville geflogen wurden, geriet der Lastwagen in einen Hinterhalt. Maier zwei, Maier vier und Maier zehn wurden erschossen. Meier eins wurde die Kehle durchtrennt. Wir haben die Leichen am nächsten Morgen auf der Zufahrtsstraße zum Lager gefunden. Der Lastwagen mit dem Nachschub wurde gestohlen. Die gesamte Operation wurde daraufhin abgebrochen und das Camp aufgelöst.“

Terhagen lehnte sich wieder auf die grün gestrichen Brückenbrüstung. Damit kehrte er in die Gegenwart zurück.

„Wie ist Ihr Name, und was kann ich für Sie tun? Meine Sekretärin sagte, es handle sich um eine Sicherheits- und Personenschutzaktion?“

Markus stellte sich dicht neben Maier vierzehn, fast berührten sich ihre Schultern. Er stützte sich ebenfalls auf die Brüstung. Beide starrten auf das gleitende Wasser.

„Maier zwölf sollte genügen. Und tatsächlich handelt es sich um eine Personenschutzangelegenheit.“

Markus nestelte an der Innentasche seine Jacketts und reichte Maier vierzehn einen Boden Papier.

Terhagen griff nach dem Papier ,faltete es auf und las. Verständnislos blickte er zu Markus. „Ich verstehe nicht.“

Er blickte erneut auf den Fax-Auszug mit seinem Bild, seiner Firmenadresse und seiner Privatadresse.

„Können Sie mir das erklären?“ fragte er immer noch verständnislos.

„Klar kann ich das.“, antwortete Markus locker, „Ich habe im Flugzeug Ihr Firmenportrait und vor allem Ihr Bild gesehen. Ich habe Sie sofort wiedererkannt, Maier vierzehn. Daraufhin habe ich mir mehrere Nächte um die Ohren geschlagen. Ihre Adresse herauszufinden, war nicht schwer. Schwieriger war es, mit dem Bürgermeister eines kleinen, mir unbekannten, Dorfes in Afrika in Kontakt zu treten. Als der Kontakt bestand, wurde er allerdings sehr lebhaft. Besonders die Familie des kleinen Mädchens war außerordentlich interessiert. Sie erinnern sich: das kleine Mädchen im Schrank? Sicher!“

„Und Sie haben mein Bild und meine Adresse nach Afrika in das Dorf gefaxt?“

„Ja, wahrscheinlich noch dasselbe Faxgerät, das damals im Nebenraum stand.“

Markus war völlig emotionslos, obwohl er die Bestürzung und die Angst bei Maier vierzehn spürte, als diesem die gesamte Bedeutung klar wurde. Dieser drehte sich abrupt zu Maier zwölf und packte ihn am Oberarm. Markus wurde geschüttelt.

„Aber wir waren damals im Krieg!“, schrie Maier vierzehn voller Panik. „Das ist doch vorbei. Wir haben keinen Krieg mehr.“

Waren wir wirklich im Krieg damals? Im Krieg gegen wen? Sicher nicht im Krieg gegen das kleine Mädchen, übrigens: Sie hieß Hmgali. Haben Sie nie darüber nachgedacht, was wir damals gemacht haben? Wir waren nichts anderes als Söldner. Söldner der Bundesrepublik Deutschland, an den Meistbietenden verschachert. Das war bei uns so, und es ist heute noch so. Wer am meisten bietet, dem wird militärische Hilfe zu humanitären Zwecken, auch zum Töten Unschuldiger angeboten.“

Die Augen von Terhagen waren angstvoll aufgerissen. Schweiß stand ihm im Gesicht.

„Wissen Sie, was Sie da gemacht haben?“

Seine Stimme überschlug sich.

„Ja! Man muss fest davon ausgehen, dass sich die Familie von Hmgali jetzt im Krieg befindet. Im Krieg gegen Sie, Maier vierzehn.“

Terhagen war kaum in der Lage zu antworten. Stotternd sagte er: „Aber, aber, wenn die nach Deutschland kommen und mich suchen, werden sie mich finden.“

Jetzt verspürte Markus Genugtuung und Triumph.

„Davon ist fest auszugehen“, sagte er kalt, „aber Sie sind ja Spezialist in Personschutzangelegenheiten: Security by Terhagen. Ich glaube, ihre Nächte werden furchtbar werden, Maier vierzehn.“

Mit diesen Worten drehte sich Markus um und schlenderte zur Bushaltestelle.

Terhagen blieb fassungslos an der Brückenbrüstung hängen.

 

Sieben Wochen später.

Markus war früh durch das Gezwitscher der Vögel aufgewacht. Fröhlich trat er vor die Haustür. Er blickte zum dämmrigblauen Himmel. Die Sonne würde gleich hinter den Baumspritzen empor kommen. Er genoss die frühmorgendliche Kühle und atmete tief durch. Als er die Samstagszeitung aus dem Briefkasten fischen wollte, bemerkte er einen Zettel auf dem Boden liegen. Markus hob den Zettel auf. In ungelenken Druckbuchstaben stand das Wort: D A N K E. Durch einen kleinen Riss war ein Blümchen gezogen.

Markus atmete tief durch. Irgendwie konnte er besser atmen. Er fühlte sich schwebend.

In den nächsten Tagen würde er keine Zeitung lesen oder Nachrichten hören.

Copyright Dr. Gerhard Langenberger

 

 

 

 

 

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