Stilles Wasser – Blanker Hans
Schon am Tag nach Neujahr wurde das Sturmtief Zeetje aktiv. Das wurde auch rechtzeitig vorhergesagt.
Das ist auch nichts Neues, Unerwartetes. Das Neujahrssturmtief aus dem letzten Jahr hieß Burglind. Haben wir aber schon vergessen. Wir vergessen schnell.
Dieses Jahr kam Zeetje:
Der Norddeutsche Rundfunk berichtete:
„Die Ostseeküste hat am Mittwoch ihre erste Sturmflut des Jahres mit überschwemmten Stränden und Straßen erlebt. Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hatte eine Sturmflutwarnung verbreitet, die bis zu 1,70 Meter höhere Wasserstände als normal erwartete. In der Nacht zum Donnerstag hob das BSH die Warnung kurz vor Mitternacht auf. Mittlerweile haben sich die Pegelstände weitgehend normalisiert.“
Wir haben den Sturm genossen, einen Spaziergang an der Weser gemacht, unser Hund hat seine Segelohren aufgestellt, und wir haben uns die frische Brise um die Nase wehen lassen.
Die Weser war ordentlich aufgewühlt.
Die Nordsee wohl auch:
Jahrgang 1957, geboren in Braunschweig. Nach der Schulzeit habe ich in Kiel Medizin studiert und mich in Norddeutschland, insbesondere in Schleswig-Holstein, richtig verliebt. Norddeutschland bin ich treu geblieben – meine Facharztausbildungen habe ich in Lübeck absolviert, dann bin ich als Chef einer Chirurgischen Klinik nach Bremen gegangen. Seit über 15 Jahren lebe ich mit meiner Familie im kleinsten Bundesland. Wissenschaftlich habe ich über Lymphome gearbeitet und damit 1983 promoviert. Habilitiert habe ich mich 1991 in Lübeck über die Zertrümmerung von Gallensteinen. Seit 1996 Professor für Chirurgie. Ich arbeite hauptsächlich auf dem Gebiet der Gefäßmedizin und leite seit 2003 ein Gefäßzentrum an dem Klinikum Bremen-Nord
Neben wissenschaftlichen Publikationen schreibe ich kulturkritische Essays, Satire, Prosa, Geschichten über Norddeutschland, insbeson-dere über unsere nördlichste friesische Insel. Mehrmals habe ich mit Bremer Ärzten in der hiesigen Stadtbibliothek vorgetragen, schließlich ist die Medizin eines der Lieblingsmotive in der Literatur.
Warum ich schreibe? Am Grab von Kurt Tucholsky in Schweden steht eine Inschrift aus dem „Sudelbuch“, gestiftet vom Deutschen Bot-schafter in Schweden anlässlich des 75. Todestages des Publizisten und Satirikers: „Eine Treppe: Sprechen, Schreiben, Schweigen“.
Auch ich glaube an eine Hierarchie der Strukturiertheit des Denkens. Die unstrukturierteste Art des Denkens ist das Träumen. Hierbei geht alles durcheinander: Erlebtes, Erwünschtes, Geschehenes, Befürchtetes. Das Denken im Wachzustand ist demgegenüber realitätsbezogen, dennoch sprunghaft, situativ, reaktiv und den Eindrücken der Sinnesorgane folgend. Eine Hierarchiestufe höher steht das Sprechen. Sprechen erfordert eine Ordnung der Gedanken und eine Unterscheidung in Wichtiges und Unwichtiges. Gesprochenes kann aber nicht rückgängig gemacht werden. Gesagt ist gesagt.
Schreiben dagegen ermöglicht die Ordnung von Gedanken in weit hö-herem Maße: Sätze können umgestellt, verschachtelt, getrennt oder verbunden werden. Schwierige Gedanken können durch Bilder illus-triert werden, wichtige durch Fußnoten untermauert. Schreiben ist eine Investition.