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Fehler (Eberhard Grundmann)

Diese Texte trug Eberhard Grundmann beim BDSÄ-Kongress 2015 in Bremen vor in der Lesung über „Fehler“ (Moderation Dietrich Weller)

Das Böse

ist nicht nur in der Welt,
weil Menschen das Gute
mit falschen Methoden und fehlerhaft
anstreben
oder
ihren Trieben unterliegen.
NEIN.
Das Böse ist auch ganz wesenhaft
in der Welt
und besetzt gleich einem Dämon
einzelne Seelen,
die dann das Böse
gern tun,
planvoll,
mit Freude
und mit Lust.
(22.03.2008)

Fahrradreparatur oder der wiedergefundene Glaube an die Menschheit

Wennemann hat einen Fahrradschaden.
Damit geht er in den Fahrradladen.
Dort wird er auf’s freundlichste empfangen
und der Fehler sofort angegangen
sowie weit’re drei gleich mit behoben.
Wennemann kann nur den Meister loben.
Auch die Rechnung fällt sehr milde aus,
und der Kunde zieht den Schluss daraus,
dass die Menschheit noch nicht aufgegeben,
wenn so gute Menschen in ihr leben.
Aberach jedoch, der will erst hoffen,
wenn er diese guten Leut’ getroffen
unter Direktoren und Regenten,
unter Bänkern und sonst Hochpotenten –
zwar gäb’s unten Menschen ohne Tadel,
oben aber fehle es am Adel.
(23.01.2013)

trug

nichts ist wie es scheint
keiner sagt was er meint
falsch flagge gehisst
nichts scheint wie es ist
kaum einer wagt
zu meinen was er sagt
man redet gern klug
doch vieles ist trug
es gibt sich gern gross
was eigentlich bloss
ganz klein und gemein –
wird’s immer so sein?
(12.08.2013)

Andere Welt

Wir hätten oft besser getan, was wir liessen
und hätten gelassen das, was wir getan.
Wir wären in manchen persönlichen Krisen
viel lieber der Nachbar von nebenan.
Wir lebten, wenn die Probleme sich breiten
und wenn schon wieder alles verfällt
doch lieber in gänzlich anderen Zeiten,
am besten in einer anderen Welt.
(10.10.2012 0400 Maillat F)

Das Glück aller Völker

Gewaltsame Völkerbeglückung
heißt hinten immer –ismus.
Vorn heißt sie unterschiedlich
und belanglos.
Sie funktioniert stets zuverlässig
und auf die selbe Weise.
Sie erreicht immer
ihr Gegenteil.
(22.04.2007)

Jein

Für die binäre Welt
des Null oder Eins,
Ja oder Nein,
Ent oder Weder
ist der Mensch nicht gemacht.
Er will
Sowohl als Auch,
Wäsche ohne Nässe,
Monogamie aber mit mehreren,
Wohlstand ohne Mühe,
alles essen und schlank bleiben,
langes Leben ohne Alter,
Überraschung, aber nur
durch das, was er schon kennt.
(25.06.2007)

Koordinaten

Ein Netz von Koordinaten
werfen wir über die Welt,
den Weg zu finden.
Doch Netze sind Netze
und nicht der Inhalt.
Es gibt den ehrenhaften Ganoven
und den kriminellen Edelbürger,
den törichten Intellektuellen
und den Klugen ohne Bildung.
Den traurigen Clown gibt es
und den zufriedenen Hypochonder,
den Sieger, der alles verliert
und den Besiegten im Glück.
Nur ein kaltes Herz, das liebt, gibt es nicht.
(11.01.2008)

Farbenblind

Manche sehn, und sei’s ein lichter Quarz,
alle Dinge auf der Welt nur schwarz.
Andre sehn, und dieses exklusiv,
nur schwarz / weiss ein jegliches Motiv,
wieder andere behaupten schlau,
letzten Endes sei doch alles grau.
Dieses können jene nicht verstehn,
die nur durch die rosa Brille sehn,
und auch der hat seine liebe Not,
der voll Zorn bekennt: Ich sehe ROT!
All den Vorgenannten hilft es nicht,
gibt mal einer ihnen grünes Licht,
selbst die blaue Blume bleibet fremd
so wie Veilchen und ein gelbes Hemd
oder alles, was orange erscheint
wird von ihnen einfach nur verneint.
(06.11.2009)

Published inGedichte

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